19.10.2024
Demonstrationen in Marburg gegen rechtsextremistische Äußerungen
Marburg: Demonstrationen gegen Auftritt von Rechtsextremist Sellner

Demonstrationen gegen den Auftritt von Martin Sellner in Marburg

Am Montag, dem 29. Juli 2024, fanden in Marburg zwei bedeutende Demonstrationen statt, die sich gegen den Auftritt des österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner richteten. Sellner hatte angekündigt, aus seinem neuen Buch mit dem Titel „Remigration“ zu lesen. Die geplante Veranstaltung sollte ursprünglich in den privaten Räumen einer Burschenschaft stattfinden, die Verbindungen zur sogenannten "Identitären Bewegung" unterhält. Trotz der Vorbereitungen auf die Lesung mobilisierten sich Tausende von Menschen, um gegen die Veranstaltung zu protestieren.

Protestbewegung und Teilnehmerzahlen

Die erste Demonstration begann am Nachmittag auf dem Marburger Marktplatz und zog etwa 1.000 Teilnehmer an, wie die Polizei berichtete. Diese Kundgebung führte zu drei verschiedenen Burschenschaften, die als Ziel ausgewählt wurden, um ihre Verbindungen zur rechtsextremen Szene zu thematisieren. Später, am Abend, versammelten sich vor dem Erwin-Piscator-Haus, der Stadthalle von Marburg, schätzungsweise 2.500 bis 3.000 Menschen, um ihre Ablehnung gegenüber Sellners Ideologie zu zeigen. Unter den Anwesenden befand sich auch der Oberbürgermeister von Marburg, Thomas Spies, der die Grundwerte einer offenen und toleranten Gesellschaft betonte.

Reaktionen der Stadt und der Bevölkerung

Die Stadt Marburg hatte sich im Vorfeld deutlich gegen Sellners Auftritt ausgesprochen. In einem offiziellen Beschluss wies die Stadt darauf hin, dass die Thesen von Sellner eine „Gefahr für unser Gemeinwesen sowie für die Demokratie und Verfassung“ darstellen. Oberbürgermeister Spies stellte klar, dass es in Marburg keinen Platz für Hetze und Propaganda gebe und dass die Stadt für eine bunte und gerechte Gesellschaft kämpfe.

Einsätze der Polizei

Die Polizei war während der gesamten Protestaktionen mit einem erhöhten Aufgebot im Einsatz, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Das Polizeipräsidium berichtete von mehreren Platzverweisen, die erteilt wurden, als Demonstranten versuchten, Zufahrten zu blockieren und Rauchbomben zündeten. Aufgrund der Demos kam es zu erheblichen Störungen im städtischen Verkehr, was eine mittlere dreistellige Anzahl von Polizeibeamten erforderte. Zur Überwachung der Situation wurde auch eine Polizeidrohne eingesetzt.

Hintergrund zu Martin Sellner und der Identitären Bewegung

Martin Sellner gilt als prominenteste Figur der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich. Seine Äußerungen und Schriften zielen häufig darauf ab, eine vermeintliche Bedrohung durch Migration und Diversität zu thematisieren. Der Begriff „Remigration“ wird in diesem Kontext oft verwendet, um eine Rückkehr von Menschen ausländischer Herkunft in ihre Heimatländer zu propagieren, was in der Regel auch unter Zwang geschehen soll. Sellner hatte bereits im November 2023 bei einem geheimen Treffen in Potsdam ähnliche Thesen vertreten, die durch das Medienhaus „Correctiv“ öffentlich gemacht wurden.

Öffentliche Diskussion und Ausblick

Die Demonstrationen in Marburg sind Teil einer breiteren gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus in Deutschland. Viele Bürger und Organisationen setzen sich aktiv für ein Zeichen gegen intolerante Ideologien ein. Die Mobilisierung gegen Sellner zeigt, dass es in vielen Städten Widerstand gegen rechtsextreme Äußerungen und deren Verbreitung gibt. Die Stadt Marburg und die beteiligten Initiativen wollen weiterhin ein weltoffenes und demokratisches Klima fördern und gegen jegliche Form von Extremismus vorgehen.

Schlussfolgerung

Die Demonstrationen in Marburg sind ein eindrucksvolles Beispiel für den aktiven Bürgerprotest gegen Rechtsextremismus. Die hohe Teilnehmerzahl und die klare Botschaft der Redner deuten darauf hin, dass viele Menschen bereit sind, sich für die Werte der Toleranz und der Demokratie einzusetzen. Die Stadtverwaltung und die Zivilgesellschaft arbeiten gemeinsam daran, Marburg als einen Ort des respektvollen Miteinanders zu erhalten und zu fördern. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation rund um die Identitäre Bewegung und deren Vertreter in der Zukunft entwickeln wird.

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