Die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit immer spürbarer, von extremen Wetterereignissen bis hin zu steigenden globalen Temperaturen. Gleichzeitig steigen die Treibhausgasemissionen weiter an. Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, der in seiner ersten Amtszeit aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten ist und die Ölforderung ausbauen will, verstärkt die Besorgnis über die zukünftige Klimapolitik. Welche Rolle spielt Deutschland in diesem globalen Kontext?
Obwohl Deutschland nur rund ein Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, ist sein Pro-Kopf-CO2-Ausstoß im Vergleich zum globalen Durchschnitt immer noch deutlich höher. Wie das Statistikportal Our World in Data zeigt, produzierte jeder Deutsche im Jahr 2022 durchschnittlich rund 1,7-mal mehr CO2 als ein Durchschnittsbürger der Erde. Mit etwa 1,8 Prozent der weltweiten Emissionen lag Deutschland an achter Stelle. Niklas Höhne vom NewClimate Institute in Köln betont Deutschlands besondere Verantwortung im Klimaschutz: „Als eines der reichsten Länder der Welt mit hoher Wirtschaftskraft müssen wir als Vorreiter vorangehen, damit andere nachziehen können.“ Deutschland könne durch diplomatische Bemühungen und die Entwicklung klimafreundlicher Technologien, die international Anwendung finden, einen erheblichen Einfluss ausüben.
Ein Beispiel für Deutschlands Vorreiterrolle ist die Förderung erneuerbarer Energien. Durch massive finanzielle Unterstützung hat Deutschland dazu beigetragen, die Kosten für Wind- und Solarenergie so weit zu senken, dass diese Technologien weltweit wettbewerbsfähig wurden. Höhne geht davon aus, dass eine mögliche CDU/CSU-Regierung die Förderung zwar umbauen, aber nicht abschaffen wird. Als Teil der EU hat Deutschland zudem Einfluss auf die europäische Gesetzgebung, die wiederum global Auswirkungen hat. Durch die Vorgabe von Klimastandards für importierte Produkte kann die EU weltweit die klimafreundliche Produktion fördern.
Die Wahl Trumps zum US-Präsidenten unterstreicht die Bedeutung der deutschen Vorreiterrolle. Deutschland und die EU müssen sich verstärkt international engagieren und durch Kooperationen mit anderen Ländern den Klimaschutz vorantreiben. Die Absage von Bundeskanzler Olaf Scholz’ Reise zur Weltklimakonferenz in Baku aufgrund des Bruchs der Regierungskoalition ist in diesem Zusammenhang ein Rückschlag.
Die USA waren im Jahr 2022 mit rund 14 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen der zweitgrößte Emittent. Obwohl der CO2-Ausstoß der USA im Vergleich zu 2007 gesunken ist, gibt die Wahl Trumps Anlass zur Sorge. Höhne weist jedoch darauf hin, dass der von der Biden-Regierung eingeführte Inflation Reduction Act, der erneuerbare Energien fördert, wahrscheinlich nicht vollständig von Trump rückgängig gemacht wird, da auch republikanisch regierte Bundesstaaten davon profitieren. Auch wenn Trumps Wahlsieg keine positive Nachricht für den Klimaschutz ist, kann er sich dem Trend zu günstigeren erneuerbaren Energien nicht entgegenstellen. Ein Problem sieht Außenministerin Annalena Baerbock, wie auch Höhne, im möglichen Wegfall der USA als wichtigem Geldgeber für Klimaschutzmaßnahmen in ärmeren Ländern. Die Verhandlungen über ein neues Finanzziel bei der Klimakonferenz in Baku werden dadurch erschwert.
China ist mit 31 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen der größte Emittent. Der Pro-Kopf-Ausstoß lag 2022 bei rund acht Tonnen, ähnlich hoch wie in Deutschland. Höhne betont, dass China den Ausbau erneuerbarer Energien massiv vorantreibt und einen Großteil der weltweit produzierten Solarmodule und Windkraftanlagen herstellt. Auch die Elektromobilität wird in China stark gefördert. Gleichzeitig baut das Land jedoch weiterhin Kohlekraftwerke. Die Frage, ob China seiner Verantwortung im Klimaschutz gerecht wird, bleibt umstritten.
Die Annahme, dass Deutschland vom Klimawandel weniger stark betroffen sein wird, ist irreführend. Die globale Durchschnittstemperatur lag 2023 laut der Weltwetterorganisation um 1,45 Grad höher als im vorindustriellen Zeitalter, ein neuer Rekordwert. In Deutschland lag die Temperatur laut Umweltbundesamt sogar um 2,8 Grad höher als im Zeitraum 1881 bis 1910. Der Klima-Risiko-Index von Germanwatch platziert Deutschland auf Rang 18, was die Auswirkungen von Extremwetterereignissen betrifft. Zwischen 2000 und 2019 starben in Deutschland mehr als 10.700 Menschen durch Extremwetter, vor allem durch Hitzewellen. Der wirtschaftliche Schaden belief sich im Durchschnitt auf 3,54 Milliarden Euro pro Jahr.
Diana Rechid vom Climate Service Center Germany (Gerics) weist auf die Zunahme von Starkregenereignissen und Überschwemmungen hin. Das Jahr 2024 begann mit Dauerregen und Hochwasser in vielen Teilen Deutschlands. Auch im weiteren Verlauf des Jahres kam es wiederholt zu Hochwasserereignissen. Die World Weather Attribution (WWA) analysierte das September-Hochwasser, das von Deutschland bis Rumänien reichte, und kam zu dem Schluss, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für solch ein großflächiges Ereignis erhöht hat.
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