19.10.2024
Die DFB-Kapitäns-Chronik: Von großen Triumphen und Herausforderungen

Fußball-Nationalmannschaft: DFB-Kapitäne seit 2000: Sturz, Eklat und große Ehre

Seit dem legendären Fritz Walter, der 1954 als Kapitän die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel führte, hat das Amt des Kapitäns eine immense öffentliche Bedeutung erlangt. Franz Beckenbauer trug die Kapitänsbinde 50 Mal bis zum WM-Sieg 1974. Mit dem Rücktritt von Ilkay Gündogan aus der DFB-Elf wird nun zum Start in die neue Länderspiel-Saison ein neuer Spielführer gesucht.

Bundestrainer Julian Nagelsmann, der für flache Hierarchien bekannt ist, wird voraussichtlich Joshua Kimmich nach der Zusammenkunft des DFB-Kaders in Herzogenaurach mit dem Amt betrauen. Kimmich, der bei der EM 2021 bereits als zweiter Kapitän fungierte, äußerte, dass die Rollen nun neu verteilt werden müssen. Die Amtsübergabe war in den letzten zwei Jahrzehnten jedoch nicht immer geräuschlos.

Von Oliver Bierhoff zu Oliver Kahn

Der Neustart unter DFB-Teamchef Rudi Völler nach dem frühen EM-K.o. 2000 war schwieriger als viele heute denken. Die WM-Qualifikation gestaltete sich als Zitterspiel, und Kapitän Oliver Bierhoff stand besonders in der Kritik. Der Golden Boy des EM-Triumphs von 1996 näherte sich dem Ende seiner Karriere und stellte ein halbes Jahr vor der WM 2002 sein Amt zur Verfügung. Völler kommentierte, dass es hilfreich sei, den überzogenen Wirbel um Bierhoff zu beenden. Oliver Kahn übernahm die Kapitänsbinde und führte die DFB-Elf bis ins WM-Finale 2002.

Von Oliver Kahn zu Michael Ballack

Nach der enttäuschenden EM 2004 wurde Jürgen Klinsmann Bundestrainer und traf eine der ersten Entscheidungen, indem er Kahn als Kapitän absetzte. Klinsmann wünschte sich einen Feldspieler, der die Verbindung zwischen den Mannschaftsteilen herstellen kann. Michael Ballack wurde zum neuen Kapitän ernannt. Kahn erlebte eine schrittweise Demontage, die in der Heim-WM 2006 endete, als Jens Lehmann im Tor stand. Kahn erhielt beim Spiel um Platz drei gegen Portugal sein Abschiedsspiel als Kapitän.

Von Michael Ballack zu Philipp Lahm

Ein unglückliches Foul von Kevin-Prince Boateng im englischen Pokalfinale führte dazu, dass Ballack die WM 2010 verpasste. Lahm wurde von Bundestrainer Joachim Löw zum Turnierkapitän ernannt und beeindruckte als Anführer einer jungen, erfolgreichen Mannschaft in Südafrika. Ballack kehrte nicht mehr in die Nationalmannschaft zurück, was zu einem Bruch zwischen ihm und Löw führte.

Von Philipp Lahm zu Bastian Schweinsteiger

Philipp Lahm gelang es als Kapitän, seine Karriere ohne Skandale zu beenden. Er war der vierte deutsche Spieler, der den WM-Pokal als Kapitän in die Höhe stemmen konnte. Nach dem Triumph 2014 in Rio de Janeiro trat Lahm von seiner DFB-Laufbahn zurück und wurde später zum Ehrenspielführer ernannt. Sein Nachfolger wurde Bastian Schweinsteiger.

Von Bastian Schweinsteiger zu Manuel Neuer

Schweinsteiger führte die Nationalmannschaft zwei Jahre lang, konnte jedoch keinen weiteren Titel gewinnen. Sein letzter Auftritt als Kapitän endete unglücklich im EM-Halbfinale 2016 gegen Frankreich. Nach seinem emotionalen Abschied übernahm Manuel Neuer die Kapitänsbinde und wurde der erste Torwart seit Kahn, der diese Rolle innehatte.

Von Manuel Neuer zu Ilkay Gündogan

Neuer, bekannt für seine herausragenden Leistungen, hatte jedoch mit Verletzungen zu kämpfen. Bei den großen Turnieren wurde die Kapitänsfrage zum Politikum, besonders bei der EM 2021 und der WM 2022, als gesellschaftliche Botschaften auf die Kapitänsbinde projiziert wurden. Neuer musste die Konsequenzen tragen, als er nach einem Skiunfall eine lange Pause einlegen musste. Hansi Flick ernannte Gündogan im September 2023 zum neuen Kapitän, und Nagelsmann bestätigte diese Entscheidung auch nach Neuers Comeback.

Gündogan, der oft wegen seines ruhigen Charakters in der Kritik steht, wuchs bei der Heim-EM 2024 in seine Rolle hinein. Kurz nach seinem Rücktritt folgte auch Neuer im August 2024, was den Weg für einen Neuanfang in der DFB-Elf ebnete.

Die Geschichte der DFB-Kapitäne seit 2000 ist geprägt von Höhen und Tiefen, von großen Erfolgen und schmerzhaften Rückschlägen. Die Herausforderungen, die mit dem Amt des Kapitäns verbunden sind, spiegeln sich nicht nur in den sportlichen Leistungen wider, sondern auch in den persönlichen Geschichten der Spieler, die diese Verantwortung getragen haben.

Die Suche nach einem neuen Kapitän wird für den DFB eine bedeutende Herausforderung darstellen, während die Mannschaft sich auf die kommenden Länderspiele vorbereitet.

Quellen: dpa, Zeit Online.

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