20.1.2025
Digitale Teilhabe oder Ausgrenzung? Die Kehrseite der Digitalisierung

Digitalisierung und soziale Ausgrenzung: Chancen und Risiken der digitalen Transformation

Die Digitalisierung durchdringt zunehmend alle Bereiche unseres Lebens und verändert Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend. Doch während sie für viele Menschen neue Möglichkeiten eröffnet, besteht die Gefahr, dass andere von dieser Entwicklung abgehängt werden. Wie der Hessische Landesdatenschutzbeauftragte Prof. Alexander Roßnagel warnt, darf die Digitalisierung nicht dazu führen, "dass Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt oder gar von wichtigen Dienstleistungen ausgeschlossen werden".

Der digitale Graben in der Gesellschaft

Tatsächlich zeigt sich, dass der Zugang zu digitalen Technologien und deren Nutzung ungleich verteilt sind. Wie die Zeit unter Berufung auf den (N)Onliner-Atlas 2013 berichtet, nutzen zwar inzwischen drei Viertel der über 14-Jährigen in Deutschland regelmäßig das Internet. Allerdings bestehen weiterhin deutliche Unterschiede: "Es sind eher die Jüngeren, Höhergebildeten, Einkommensstärkeren, die auf das Internet zugreifen." Dieses Phänomen wird als "Digital Divide" bezeichnet.

Der digitale Graben verläuft dabei nicht nur entlang des technischen Zugangs. Wie Experten betonen, zeigen sich zunehmend Ungleichheiten bei den digitalen Kompetenzen und im Nutzungsverhalten. Personen mit höherem sozialen Status nutzen das Internet demnach häufiger, verfügen über eine größere Nutzungskompetenz und greifen eher auf Inhalte zu, die als vorteilhaft gelten - etwa im Bereich Politik, Wissenschaft oder Gesundheit.

Digitalisierung als Chance für mehr Teilhabe?

Gleichzeitig wird digitalen Gesundheitsangeboten das Potenzial zugeschrieben, die gesundheitliche Chancengleichheit zu verbessern. Wie Experten in einer Studie des Robert Koch-Instituts argumentieren, sprechen "niedrigschwellige Barrieren, schnelle Implementierung, Personalisierbarkeit und einfache Skalierungseffekte" für dieses Potenzial. Allerdings können von der Digitalisierung der Versorgung nur jene profitieren, die tatsächlich Zugang zum Internet haben und über die nötige Hardware verfügen.

Um die Chancen der Digitalisierung für alle nutzbar zu machen, fordern Datenschützer daher Maßnahmen zur Förderung der digitalen Teilhabe. Wie die Zeit berichtet, appelliert die Datenschutzkonferenz der Aufsichtsbehörden des Bundes und der Länder an die Gesetzgeber, "per Gesetz eine faire Teilhabe derjenigen zu regeln, die keinen digitalen Zugang zu unverzichtbaren Dienstleistungen haben oder nicht haben wollen."

Herausforderungen für Politik und Gesellschaft

Die Gestaltung der digitalen Transformation stellt Politik und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Wie der SPD-Politiker Thorsten Schäfer-Gümbel in einem Beitrag für das IPG-Journal betont, wurde das Thema Digitalisierung "von der gesamten Politik in der Vergangenheit unterschätzt". Er fordert: "Wir müssen raus aus dem Beobachterstatus und in den Modus des Gestaltens kommen."

Konkret schlägt Schäfer-Gümbel verschiedene Maßnahmen vor, um die Chancen der Digitalisierung breiter nutzbar zu machen. Dazu gehören ein "Chancenkonto" zur Finanzierung von Weiterbildung und beruflicher Neuorientierung sowie eine "Wahlarbeitszeit", die Arbeitnehmern mehr Flexibilität ermöglicht. Zudem plädiert er für eine stärkere Regulierung von Plattformunternehmen, etwa durch die Verpflichtung zur Öffnung von Daten und Algorithmen.

Fazit: Digitalisierung sozial gestalten

Die Digitalisierung bietet große Chancen für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt. Damit diese allen zugutekommen, muss der digitale Wandel jedoch aktiv gestaltet werden. Neben dem Ausbau der digitalen Infrastruktur gilt es, digitale Kompetenzen in der Breite der Gesellschaft zu fördern und Zugangsbarrieren abzubauen. Nur so kann verhindert werden, dass die Digitalisierung bestehende soziale Ungleichheiten weiter verschärft.

Quellen:

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