Die Zahl der Polizeieinsätze in Niedersachsen ist im Jahr 2024 leicht zurückgegangen. Wie das Innenministerium in Hannover mitteilte, gab es insgesamt 1.553.563 Einsätze - 35.478 weniger als im Vorjahr 2023. Auch die Anzahl der Notrufe bei den Polizeileitstellen sank um 45.826 auf 1.139.642 Anrufe über die Notrufnummer 110.
Im Durchschnitt gingen 2024 täglich 3.119 Notrufe bei der Polizei ein. Dies entspricht einem Rückgang von 130 Anrufen pro Tag im Vergleich zu 2023. Wie die Zeit eine Meldung aus der DPA wiedergab, wandten sich die meisten Anrufer wegen Verkehrsunfällen, Gefahrenstellen, Streitigkeiten oder Ruhestörungen an den Polizeinotruf. Die häufigsten Gründe für Notrufe blieben im Vergleich zum Vorjahr unverändert.
Laut Angaben eines Ministeriumssprechers sind derzeit keine neuen Stellen bei der Polizei geplant. Der Personalbedarf ergebe sich nicht ausschließlich aus der Entwicklung der Einsatzzahlen, sondern werde fortlaufend evaluiert. Ob in den kommenden Jahren zusätzliche Stellen geschaffen werden könnten, hänge vor allem von der Haushaltslage des Landes ab.
Zum 1. Oktober 2024 waren 19.301 Polizeibeamte in Niedersachsen tätig. Anfang 2023 waren es noch knapp 20.000 Beamtinnen und Beamte gewesen. Zusätzlich sind bei der Polizei in Niedersachsen auch Verwaltungsbeamte und Tarifpersonal beschäftigt.
Die Gewerkschaft der Polizei in Niedersachsen spricht trotz des leichten Rückgangs bei den Notrufen von einem noch immer hohen Niveau. "Insgesamt ist die Einsatzbelastung sehr hoch, unter anderem, weil die Arbeit aufwendiger geworden ist", sagte Landeschef Kevin Komolka. Er nannte etwa die wachsende Zahl von Versammlungen, die die Polizei begleiten müsse - zum Beispiel im Bundestagswahlkampf.
Komolka forderte: "Um dem gerecht zu werden, braucht es nicht nur mehr qualifiziertes Personal in Polizeivollzug und Verwaltung, sondern auch eine kritische Überprüfung der Aufgaben, die wir bewältigen müssen." Als Beispiel nannte er den Objektschutz, bei dem man hinterfragen könne, ob dafür zwingend Polizeibeamte eingesetzt werden müssten oder ob auch alternative Lösungen denkbar seien.
Wie die Polizeiakademie Niedersachsen berichtet, läuft seit 2020 ein Forschungsprojekt unter dem Titel "Polizeipraxis zwischen staatlichem Auftrag und öffentlicher Kritik: Herausforderungen, Bewältigungsstrategien, Risikokonstellationen". Das Projekt untersucht Diskriminierungsrisiken in der Polizeiarbeit und soll 2024 abgeschlossen werden.
In der ethnografischen Studie werden die Arbeitsprozesse des Einsatz- und Streifendienstes, der Kriminalpolizei und der Bereitschaftspolizei soziologisch beschrieben und dabei diskriminierungsanfällige Alltagspraktiken identifiziert. Der Fokus liegt auf polizeilich funktionalen Routinen, Praxismustern und Verfahren, denen Risiken für Diskriminierung innewohnen könnten.
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