15.10.2024
Diplomatische Krise zwischen Indien und Kanada verschärft sich

Im anhaltenden Streit zwischen Indien und Kanada nach dem Mord an einem kanadischen Aktivisten der Sikh-Gemeinde haben beide Länder mehrere Diplomaten ausgewiesen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, wirft die kanadische Regierung Indien vor, an einem kriminellen Netzwerk beteiligt zu sein, das Sikh-Anhänger in Kanada einschüchtern und belästigen soll. In Konsequenz dessen wies Kanada den ranghöchsten indischen Diplomaten sowie weitere Diplomaten aus. Indien weist die Vorwürfe zurück und reagierte mit der Ausweisung von sechs kanadischen Diplomaten. Außerdem kündigte Neu-Delhi an, den eigenen Botschafter aus Kanada abzuziehen.

Das indische Außenministerium bestellte laut eigenen Angaben den Geschäftsträger der kanadischen Botschaft, Stewart Wheeler, ein, um ihn über seine Ausweisung zu informieren. In einer Erklärung erklärte Indien, dass es kein Vertrauen mehr in die kanadische Regierung habe, die Sicherheit indischer Diplomaten in Kanada zu gewährleisten. Eine Mitteilung Kanadas, wonach indische Diplomaten im Rahmen laufender Ermittlungen als „Personen von Interesse“ betrachtet würden, wurde zurückgewiesen.

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern hatten sich nach dem Mord an dem Sikh-Aktivisten Hardeep Singh Nijjar im Juni 2023 deutlich verschlechtert. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau erhob schwere Vorwürfe gegen die indische Regierung und beschuldigte sie, die gezielte Tötung des Kanadiers mit indischen Wurzeln in Auftrag gegeben zu haben. Die indische Regierung bestreitet diese Vorwürfe. Nijjar war ein bekannter Befürworter eines unabhängigen Staates für Sikhs auf indischem Staatsgebiet. Indische Behörden hatten ihn lange Zeit gesucht und ihm „Terrorismus“ vorgeworfen. Die Sikh-Gemeinde in Kanada ist mit knapp 800.000 Anhängern die größte außerhalb Indiens.

Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-10/14/streit-eskaliert-indien-und-kanada-weisen-diplomaten-aus

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