19.10.2024
Verpackungswahnsinn ungebrochen Supermärkte versagen beim Umweltschutz
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat ihren dritten Verpackungscheck in deutschen Supermärkten und Discountern durchgeführt und dabei erneut alarmierende Ergebnisse festgestellt. Der Verpackungswahnsinn bei den großen Ketten wie Aldi, Lidl und Norma setzt sich fort, während nur Biomärkte zufriedenstellend abschneiden. Seit Jahren kritisiert die DUH die übermäßige Nutzung von Einwegverpackungen und fordert mehr Einsatz für Abfallvermeidung und Mehrweg. Der diesjährige Test, der von Januar bis Mai 2024 in 48 Filialen von 12 Supermarkt-, Discounter- und Biomarktketten durchgeführt wurde, zeigt, dass die Bemühungen zur Reduzierung von Verpackungsmüll weiterhin unzureichend sind. - Supermarktketten und Discounter wie Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Norma und Penny erhielten in diesem Jahr erneut rote Karten für ihr schlechtes Abschneiden. - Edeka und Rewe schnitten etwas besser ab und erhielten gelbe Karten. - Die einzigen Lichtblicke waren die Biomärkte Bio Company, Alnatura und Denns, die alle grüne Karten erhielten. Die Ergebnisse des Verpackungschecks sind alarmierend. Bei Obst und Gemüse hat sich die Situation mit einem durchschnittlichen Verpackungsanteil von 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Besonders auffällig ist Aldi Nord, das in diesem Jahr sogar 78 Prozent seines Obst- und Gemüseangebots verpackt verkauft – ein Anstieg um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein weiteres Problemfeld sind die Getränkeregalen. Hier sind Mehrwegflaschen bei Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl nach wie vor nicht zu finden. Bei Norma liegt der Anteil an Mehrwegflaschen lediglich bei 21 Prozent. Abfüllstationen für trockene Lebensmittel wie Müsli oder Reis sind eine Seltenheit und finden sich nur in wenigen Ausnahmefällen. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, betont: „Unser Verpackungscheck belegt im dritten Jahr in Folge: Zwischen nachhaltigen Werbeversprechen und Verpackungspraxis klafft bei Supermärkten und Discountern seit Jahren eine riesige Lücke. Sie kommen gar nicht oder nur in Trippelschritten zu weniger Verpackungsmüll. Für schnelle Verbesserungen bedarf es rechtlicher Vorgaben.“ Die DUH fordert von Umweltministerin Steffi Lemke verbindliche Mehrwegquoten für Getränke, einschließlich Milch und Wein, sowie eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf unökologische Einweg-Plastikflaschen, Dosen und Getränkekartons. Zudem müsse die sogenannte Plastiksteuer für nicht recycelte Plastikverpackungen auf die verantwortlichen Unternehmen umgelegt werden, anstatt weiterhin aus dem Bundeshaushalt finanziert zu werden. In Deutschland gilt nach dem Verpackungsgesetz zwar eine Mehrwegquote für Getränke von 70 Prozent, diese ist jedoch weder für den Handel verbindlich noch wird sie sanktioniert. Die Folge: Das Mehrwegangebot für Getränke liegt mit durchschnittlich nur 30 Prozent weiterhin gravierend unter der Quote. Nur Netto Marken-Discount konnte sich bei Mehrweg steigern, während alle anderen Discounter deutlich schlechter abschneiden als Supermärkte. Bei Kaufland, Edeka und Rewe gibt es Mehrwegflaschen für Frischmilch und Joghurtgläser, allerdings nur in geringen Mengen. Bei Aldi Süd, Aldi Nord, Lidl, Norma und Penny sind Einwegverpackungen weiterhin die Norm. Ein weiterer Kritikpunkt ist das mangelnde Angebot von Mehrwegbechern und -Essensboxen für Kaffee, Salat oder an Käse- und Wursttheken. Abfüllstationen für trockene Lebensmittel wie Reis oder Nudeln gibt es nur bei der Bio Company und in einer einzigen Edeka-Filiale. Elena Schägg, stellvertretende DUH-Leiterin für Kreislaufwirtschaft, lobt die Biomärkte: „Wie umweltfreundlich verpackt werden kann, zeigen erneut die von uns untersuchten Biomärkte Bio Company, Alnatura und Denns. Diese schnitten in allen untersuchten Produktkategorien besser ab als Supermärkte und Discounter. Wenn Obst und Gemüse bei Alnatura zu 92 Prozent und bei Denns zu 87 Prozent unverpackt angeboten werden, können sich große Handelsketten nicht hinter billigen Ausreden verstecken.“ Die DUH fordert daher, dass die großen Lebensmitteleinzelhändler endlich aufholen und mehr verpackungsarme Alternativen anbieten, um einen nachhaltigen Einkauf für möglichst viele Menschen zu ermöglichen. In ihrem Verpackungscheck prüft die DUH regelmäßig das Verpackungsangebot der 12 größten Supermarkt-, Discounter- und Biohandelsketten in vier Produktkategorien. Für den dritten DUH-Verpackungscheck wurden stichprobenartig Testbesuche in jeweils vier Filialen der 12 großen Ketten in Nord-, Ost und Süddeutschland im Zeitraum Januar bis Mai 2024 durchgeführt. Untersucht wurden Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Penny, Netto Marken-Discount, Norma, Rewe, Edeka, Kaufland, Alnatura, Denns und Bio Company. Mit einem standardisierten Testbogen wurden Verpackungen von Waren des täglichen Bedarfs in vier Kategorien getestet – Obst und Gemüse, Getränke, Frischmilch und Joghurt, Frische- und Selbstbedienungstheken. Auf dieser Grundlage wurden Durchschnittswerte ermittelt. Zum ersten Mal waren zusätzlich zu den DUH-Testbesuchen mehr als 100 engagierte Unterstützerinnen und Unterstützer der DUH in 20 verschiedenen Supermarktketten in ganz Deutschland unterwegs, um das Mehrwegangebot bei Käse-, Wurst- und Salattheken zu testen. Die DUH fordert weiterhin eine stärkere Sensibilisierung der Verbraucher für das Thema Verpackungsmüll und ruft dazu auf, bewusster einzukaufen und auf Mehrwegverpackungen zu setzen, wo immer es möglich ist. Nur durch ein Zusammenspiel von Handel, Politik und Verbrauchern kann das Problem des Verpackungsmülls nachhaltig gelöst werden.
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