Fußball einmal anders gesehen: Experimentelle Kunst von Can
Emre Can – ein Name, der im deutschen Fußball immer wieder für Diskussionen sorgt. Mal wird er für seine kämpferische Spielweise und Führungsqualitäten gelobt, mal für seine Unkonstantheit und riskante Entscheidungsfindung kritisiert. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) am 21.11.2024 berichtete, könnte man Cans Spielweise jedoch auch aus einer ganz anderen Perspektive betrachten, inspiriert von der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an den Schriftsteller Oswald Egger. Die F.A.S. beschreibt Eggers Darbietung als „Triumph des Poetischen“, wenn auch „bisweilen nur schöner, sinnfreier Klang“ beim Zuhörer ankomme. Dieses surreal-dadaistische Experiment, diese „lustvoll irritierende Weise“ des Unverständlichen, lässt sich, so die F.A.S., auch auf den Fußball übertragen.
Emre Cans Aktionen auf dem Platz, die oft unerwartet enden und nicht immer zum gewünschten Ergebnis führen, könnten demnach als eine Art „experimentelle Kunst“ verstanden werden. Seine Dribblings, die im Nichts verlaufen, seine Pässe, die den Gegner erreichen, seine Tacklings, die mal zu früh, mal zu spät kommen – all das entspricht nicht dem „gewohnten Ablauf“ eines Fußballspiels. Wie die F.A.S. am Beispiel eines Spiels in Mainz beschreibt, wo Can mit einer Roten Karte vom Platz flog, wird seine Spielweise oft als „Sicherheitsrisiko“ und „Auslöser der Dortmunder Fußballkrise“ gesehen.
Doch anstatt ihn dafür zu verurteilen, könnte man seine Aktionen, so die F.A.S., auch als „versponnen und auf lustvoll irritierende Weise unverständlich“ bezeichnen. Es ginge darum, das Unvollendete, das sich nicht sofort Erschließende wahrzunehmen und zu schätzen. Diese Perspektive, die an die Kunstauffassung des Dadaismus erinnert, würde Can und andere Spieler, die scheinbar dilettieren, in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Auch auf Transfermarkt.fr wird in den Foren über die Rolle von Emre Can diskutiert. User "realBVB" befürwortet Cans Vertragsverlängerung und lobt dessen stabilisierende Wirkung auf das Team (20.06.2023). Andere User sehen die Vertragsverlängerung kritischer und fordern Investitionen in "echte Achter" mit "spielerischen und strategischen Fähigkeiten" (BigDogTinyHome, 20.06.2023). Die Diskussionen zeigen, wie unterschiedlich Cans Leistungen bewertet werden.
Die F.A.S. plädiert dafür, den Fokus nicht nur auf die Fehler der Spieler zu legen, sondern auch die unkonventionellen, experimentellen Aspekte ihres Spiels zu würdigen. Diese „Glosse“ bietet eine ungewöhnliche Perspektive auf die oft polarisierende Figur Emre Can und regt zum Nachdenken über die vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten im Fußball an.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.): Fußball einmal anders gesehen: Experimentelle Kunst von Emre Can (21.11.2024) [https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/fussball-einmal-anders-gesehen-experimentelle-kunst-von-emre-can-110109531.html](https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/fussball-einmal-anders-gesehen-experimentelle-kunst-von-emre-can-110109531.html)
- Transfermarkt.fr: Transfer Spekulationen (nur Abgänge) mit Quelle (20.06.2023) [https://www.transfermarkt.fr/transferspekulationen-nur-abgange-mit-quelle/thread/forum/12/thread_id/805593/page/684](https://www.transfermarkt.fr/transferspekulationen-nur-abgange-mit-quelle/thread/forum/12/thread_id/805593/page/684)