Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat einen weiteren Schritt in der langwierigen Suche nach einem geeigneten Standort für ein Atomendlager in Deutschland gemacht. Wie die BGE-Sprecherin Dagmar Dehmer mitteilte, kommen nach dem aktuellen Arbeitsstand nur noch 44 Prozent der Landesfläche als potenziell geeignet infrage. Dies ist eine deutliche Reduzierung im Vergleich zu 2020, als noch 54 Prozent der Fläche im Rennen waren. Die Zeit berichtete darüber am 4. November 2024 (Quelle).
Rund 18 Prozent der untersuchten Teilgebietsflächen wurden als ungeeignet oder gering geeignet eingestuft. Die BGE plant, die bisherigen Ergebnisse auf ihrer Webseite in Form einer interaktiven Karte zu veröffentlichen. Dieser neue Arbeitsstand stellt jedoch noch keine endgültige Entscheidung dar. Die Eingrenzung auf konkrete Standortregionen, die dann oberirdisch erkundet werden sollen, ist laut BGE erst für Ende 2027 geplant. Der Bundestag wird letztendlich die finale Entscheidung über die zu erkundenden Regionen treffen.
Die BGE prüft anhand von Sicherheitsuntersuchungen, welche Gebiete in Deutschland die notwendigen geologischen Voraussetzungen für eine sichere unterirdische Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erfüllen. Im Jahr 2020 hatte die BGE in einem Bericht 90 Gebiete identifiziert, die für eine weitere Prüfung infrage kamen. Diese Gebiete, die damals 54 Prozent der Fläche Deutschlands ausmachten, sollen nun im weiteren Verlauf des Verfahrens auf wenige Standortregionen reduziert werden. "Ziel ist es, mit einer angemessenen kleinen Zahl an Gebieten in Phase 2 zu gehen", erklärte Dehmer, wie die Zeit berichtet.
Lisa Seidel, Bereichsleiterin Standortauswahl bei der BGE, erläuterte die Methodik zur Sicherheitsbewertung: "Wir suchen in einem wissenschaftsbasierten Verfahren den Standort mit der bestmöglichen Sicherheit. Daher setzen wir die Sicherheitsanforderungen für die Gebiete mit jedem Prüfschritt ein bisschen höher. Gebiete, die eine Hürde nicht überspringen, werden nicht weiterbearbeitet." Die Suchmethodik gleicht somit einem Hürdenlauf, bei dem die Anforderungen schrittweise erhöht werden.
Die Endlagersuche konzentriert sich auf einen Ort in der Tiefe, der die dauerhafte und sichere Lagerung von 27.000 Kubikmetern hochradioaktiven Mülls gewährleisten kann. Dieser Müll stammt aus über 60 Jahren Atomkraftnutzung in Deutschland. Die Herausforderung besteht darin, einen Standort zu finden, der für eine Million Jahre sicher ist, da die Strahlung des Mülls über Hunderttausende von Jahren anhält. Derzeit wird der Atommüll in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern aufbewahrt.
Das Bundesumweltministerium rechnet damit, dass ein geeignetes Endlager bis 2050 gefunden sein wird. Dieser Zeitplan liegt etwa 20 Jahre hinter dem ursprünglichen Plan. Wann das Endlager tatsächlich in Betrieb genommen werden kann, ist derzeit noch offen.