19.11.2024
Verzögerte Autonomieentwicklung Junge Erwachsene Zwischen Digitalisierung Und Generation Angst

Verzögerte Autonomieentwicklung bei jungen Erwachsenen: Herausforderungen und Lösungsansätze

Immer mehr junge Erwachsene erleben eine verzögerte Entwicklung ihrer Autonomie. Dies zeigt sich in verschiedenen Bereichen, von der finanziellen Unabhängigkeit bis hin zur Selbstständigkeit im Alltag. Die Gründe hierfür sind vielfältig und komplex.

Ein wichtiger Faktor ist die veränderte Bildungslandschaft. Längere Ausbildungszeiten und der steigende Druck im Studium führen dazu, dass junge Menschen länger finanziell von ihren Eltern abhängig sind. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 19. November 2024 berichtete, brechen Jugendliche, die erwachsen werden, häufig ihre Psychotherapie ab. Dies unterstreicht die Schwierigkeiten, mit denen junge Menschen im Übergang zum Erwachsenenalter konfrontiert sind. Der Psychiater Gerd Schulte-Körner betont in dem FAZ-Artikel die Bedeutung von Unterstützung in dieser Phase und weist auf die Notwendigkeit hin, Strategien zu entwickeln, um Therapieabbrüche zu verhindern.

Auch die zunehmende Digitalisierung und die damit verbundenen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt spielen eine Rolle. Der Eintritt in die Berufswelt gestaltet sich oft schwieriger als früher, und die Anforderungen an Flexibilität und Mobilität sind gestiegen. Dies kann die Entwicklung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung erschweren.

Ein weiterer Aspekt ist die veränderte Familienstruktur. In vielen Familien leben die Kinder länger im Elternhaus, was zwar positive Seiten haben kann, aber auch die Entwicklung von Autonomie verzögern kann. Die FAZ berichtet in einem weiteren Artikel vom 7. Oktober 2024 über die Auswirkungen von Smartphones und sozialen Medien auf Kinder und Jugendliche. Der Autor Nicolas Kurzawa interviewte Zach Rausch, der die Entwicklung der "Generation Angst" analysiert. Rausch betont, dass die ständige Verfügbarkeit von Informationen und die sozialen Dynamiken in den digitalen Netzwerken die psychische Gesundheit junger Menschen beeinflussen können.

Die verzögerte Autonomieentwicklung ist jedoch nicht nur ein individuelles Problem, sondern hat auch gesellschaftliche Auswirkungen. Sie kann zu einer höheren Belastung der Sozialsysteme führen und die wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um junge Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Dazu gehören beispielsweise die Förderung von bezahlbarem Wohnraum, die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Stärkung der psychosozialen Beratung für junge Erwachsene. Auch die Schaffung von flexibleren Ausbildungs- und Arbeitsmodellen kann dazu beitragen, den Übergang zum Erwachsenenalter zu erleichtern.

Die verzögerte Autonomieentwicklung ist eine komplexe Herausforderung, die ein gemeinsames Handeln von Politik, Gesellschaft und Familien erfordert. Nur so kann es gelingen, junge Menschen optimal auf ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben vorzubereiten.

Quellen:

- FAZ: Psychotherapie bei jungen Erwachsenen: Warum sie leicht durchs Raster fallen

- FAZ: Kindheit in den letzten 20 Jahren: Wie kommt es zur „Generation Angst“?

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