Ein Braunbär hat in der Slowakei eine Familie mit zwei Kindern angegriffen. Wie die Zeit, unter Berufung auf eine Meldung der DPA, berichtet, ereignete sich der Vorfall in der Region Liptau auf einem Waldwanderweg nahe der Gemeinde Partizanska Lupca. Die Familie hatte den etwa 80 Kilogramm schweren Bären offenbar aufgeschreckt. Laut Behördenangaben richtete sich der Bär zunächst gegen die Kinder. Die Eltern schützten ihre Kinder jedoch mit ihren eigenen Körpern, wodurch die Mutter leichte Verletzungen erlitt. Die Kinder blieben unverletzt.
Der Bürgermeister von Partizanska Lupca, Ladislav Balazec, bezeichnete den glimpflichen Ausgang des Vorfalls auf Facebook als "kleines Wunder". Wie die Zeit weiter ausführt, begutachtete er den Ort des Geschehens am Folgetag zusammen mit dem Braunbären-Einsatzteam des staatlichen Naturschutzes. Dabei wurde eine Bärenhöhle in unmittelbarer Nähe entdeckt. Die Umgebung wird nun mit einer Fotofalle und regelmäßigen Kontrollgängen überwacht. Der Bürgermeister rief die Bevölkerung dazu auf, das Gebiet zu meiden.
In der Slowakei leben Schätzungen zufolge rund 1.200 Braunbären. Normalerweise meiden die Tiere den Kontakt zu Menschen, wenn sie diese rechtzeitig bemerken. Zu Angriffen kann es jedoch kommen, wenn Bären überrascht werden oder wenn Muttertiere ihre Jungen bedroht sehen. Wie die Deutsche Welle (DW) in einem Artikel über Bären in der Slowakei ausführt, sind Bären grundsätzlich ganzjährig geschützt und dürfen nur in Ausnahmefällen, wenn von ihnen Gefahr für Menschen ausgeht, abgeschossen werden. Auf Druck von Jägern und Lokalpolitikern hat die Regierung in Bratislava im vergangenen Jahr jedoch die Abschussfreigabe für bis zu hundert sogenannte "Problembären" beschlossen. Diese Entscheidung ist politisch umstritten.
Wie die DW weiterhin berichtet, kommt es in der Slowakei vermehrt zu Begegnungen zwischen Bären und Menschen, insbesondere in der Nähe von Ortschaften. Auch im März 2024 kam es in Liptovsky Mikulas zu einem Vorfall, bei dem ein Bär fünf Menschen angriff und verletzte, wie ABC7NY auf YouTube berichtete. Der Bär wurde nach zweiwöchiger Suche aufgespürt und getötet. Ein weiterer tragischer Vorfall ereignete sich ebenfalls im März in der Niederen Tatra, bei dem eine 31-jährige Wanderin beim Versuch, vor einem Bären zu fliehen, tödlich verunglückte, wie Sky News berichtete. Die Bärenproblematik ist in der Slowakei zu einem wichtigen politischen Thema geworden. Ende April debattierte das Parlament über eine Gesetzesänderung, die den Abschuss von Bären mit "problematischem Verhalten" erleichtern soll. Wissenschaftler sehen das Problem jedoch nicht in der Größe der Bärenpopulation, sondern im mangelnden Schutz der Ortschaften vor den Tieren.
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