Kontroverse um Mediapart-Vorwürfe: NDR und OCCRP weisen Zensurbehauptungen zurück
Das französische Online-Medium Mediapart hat dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) und dem Recherchenetzwerk Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) Zensur und Einflussnahme vorgeworfen. Sowohl der NDR, dessen Medienmagazin „Zapp“, als auch das OCCRP bestreiten diese Anschuldigungen entschieden.
Wie die F.A.Z. berichtet, bezeichnet das OCCRP die Vorwürfe als unbegründet. Die Behauptung, man handele auf Anweisung von Geldgebern wie der US-Regierung, sei „einfach falsch“. Das Netzwerk betont seine Unabhängigkeit im journalistischen Bereich und erklärt, dass kein Finanzier Einfluss auf die Berichterstattung nehme. Die von Mediapart, „Drop Site News“, „Il Fatto Quotidiano“ und „Reporters United“ verbreitete Geschichte sei, laut OCCRP, von einem „verärgerten ehemaligen Mitglied“ mitverfasst worden und enthalte lediglich „Anspielungen und Vermutungen“, ohne konkrete Belege für die Vorwürfe zu präsentieren.
Auch das NDR-Magazin „Zapp“ weist die Zensurvorwürfe von Mediapart zurück. Die F.A.Z. führt weiter aus, die Redaktion versichere, dass es „keinerlei Zensur“ gegeben habe. Der Vorwurf sei „völlig haltlos“, da „Zapp“ an der fraglichen NDR-Recherche zu OCCRP „überhaupt nicht beteiligt“ gewesen sei. Der NDR hatte die Zensurvorwürfe bereits im Vorfeld zurückgewiesen. Turi2.de zufolge habe der NDR die Zusammenarbeit mit dem OCCRP bereits im Oktober 2023 beendet, nachdem interne Recherchen zu kritischen Erkenntnissen geführt hatten. Mehrere Redaktionen des NDR hätten sich daraufhin „unabhängig und eigenständig gegen die Fortsetzung oder Veröffentlichung der Recherche entschieden“.
Mediapart kritisiert, der NDR habe eine Recherche über die Finanzierung des OCCRP unterbunden, nachdem OCCRP-Leiter Drew Sullivan in einem Interview eingeräumt habe, dass ein Großteil der Finanzierung von der US-Regierung stamme. NachDenkSeiten zufolge habe Sullivan außerdem Druck auf die NDR-Geschäftsführung ausgeübt und falsche Anschuldigungen gegen die beteiligten Journalisten erhoben, um die Veröffentlichung der Recherche zu verhindern.
Turi2.de berichtet, der NDR widerspreche dem Zensurvorwurf entschieden. Es habe „zu keinem Zeitpunkt sendefähige Texte oder Filme“ gegeben. Die Redaktion von „Zapp“ sei an der Recherche nicht beteiligt gewesen.
Die zentrale Kritik von Mediapart und anderen Medien konzentriert sich auf die Finanzierung des OCCRP durch US-Regierungsstellen. Die F.A.Z. fasst zusammen, dass Kritiker in den erheblichen finanziellen Zuwendungen der US-Regierung, die das OCCRP in seinen Jahresberichten offenlegt, einen Grund sehen, die Unabhängigkeit des Netzwerks in Frage zu stellen. Das OCCRP hingegen verweist auf seine zahlreichen Enthüllungen, darunter die „Panama Papers“, „Pandora Papers“, „Suisse Secrets“ und „Cyprus Confidential“, die für sich selbst sprächen.
Es bleibt offen, wie der NDR den scheinbaren Widerspruch aufklärt, die Zensurvorwürfe zurückzuweisen, gleichzeitig aber – zumindest zeitweise – auf Distanz zum OCCRP zu gehen.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/zapp-und-occrp-antworten-auf-vorwuerfe-von-mediapart-110159110.html
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ndr-gegen-mediapart-franzoesische-journalisten-werfen-sender-zensur-vor-110153573.html
- turi2: https://www.turi2.de/aktuell/mediapart-erhebt-zensur-vorwuerfe-gegen-den-ndr-der-sender-widerspricht/
- turi2: https://www.turi2.de/heute/turi2-am-abend-mediapart-vs-ndr-sportschau-grosso-zoff/
- NachDenkSeiten: https://www.nachdenkseiten.de/?p=125647