19.10.2024
Frankfurt plant Ehrung für Marcel und Teofila Reich-Ranicki
Frankfurt will Platz nach Ehepaar Reich-Ranicki benennen

Frankfurt plant Platzbenennung zu Ehren von Marcel und Teofila Reich-Ranicki

In der Stadt Frankfurt am Main gibt es Bestrebungen, einen Platz nach dem bekannten Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und seiner Frau Teofila zu benennen. Diese Initiative wurde vom zuständigen Ortsbeirat ins Leben gerufen, wirft jedoch einige Fragen zur Eignung des vorgesehenen Areals auf.

Der aktuelle Zustand des vorgesehenen Platzes

Die Eschersheimer Landstraße, an der der geplante Platz liegen soll, ist durch mehrere nachkriegsbedingte Umbauten und den Bau der U-Bahn stark beeinträchtigt. Der angrenzende Saalbau Dornbusch, der als Bürgergemeinschaftshaus fungiert, wird oft als architektonisch unauffällig und in die Jahre gekommen beschrieben. Die Fläche, die als Platz bezeichnet werden soll, ist derzeit wenig einladend und wird eher als breiter Gehweg wahrgenommen.

Die Bedeutung der Reich-Ranickis

Marcel Reich-Ranicki, der 2013 verstorben ist, gilt als einer der einflussreichsten Literaturkritiker Deutschlands. Er war bekannt für seine scharfen Analysen und seine Fähigkeit, Literatur einem breiten Publikum nahezubringen. Seine Frau Teofila, die zwei Jahre zuvor verstarb, hatte ebenfalls einen bedeutenden Einfluss auf sein Leben und Werk. Die Ehrung der beiden durch eine Platzbenennung wird von vielen als angemessen erachtet, jedoch gibt es Bedenken hinsichtlich des gewählten Standorts.

Alternative Vorschläge zur Platzbenennung

Ein alternativer Vorschlag wäre, die Gustav-Freytag-Straße, in der das Ehepaar Reich-Ranicki lebte, nach ihnen zu benennen. Gustav Freytag war ein populärer deutscher Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, dessen Werke jedoch auch mit antisemitischen Klischees in Verbindung gebracht werden. Marcel Reich-Ranicki äußerte sich kritisch zu Freytags Werk und dessen Einfluss auf die deutsche Literatur. Eine Umbenennung der Straße würde nicht nur eine Ehrung der Reich-Ranickis darstellen, sondern auch ein Zeichen gegen den Antisemitismus setzen, den Freytags Werke oft transportierten.

Öffentliche Reaktionen und Diskussionen

Die Diskussion über die Platzbenennung hat bereits zu unterschiedlichen Reaktionen in der Öffentlichkeit geführt. Einige Bürger und Politiker unterstützen die Idee, während andere Bedenken hinsichtlich der Eignung des Standortes äußern. Kritiker argumentieren, dass der Platz in seiner jetzigen Form nicht den Respekt und die Ehre widerspiegelt, die den Reich-Ranickis zustehen. Es wird angeregt, dass eine Umgestaltung des Platzes in Betracht gezogen werden sollte, um eine angemessene Umgebung für eine solche Ehrung zu schaffen.

Die Rolle des Ortsbeirats

Der Ortsbeirat 9, der für den Dornbusch zuständig ist, hat die Initiative zur Platzbenennung ergriffen und plant, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass die Umgestaltung des Platzes mit finanziellen Mitteln verbunden ist, die derzeit nicht zur Verfügung stehen. Die Entscheidung über die Platzbenennung liegt letztlich beim Ortsbeirat, der die Vorschläge der Bürger und der politischen Fraktionen berücksichtigen muss.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Bestrebungen, einen Platz in Frankfurt nach Marcel und Teofila Reich-Ranicki zu benennen, werfen wichtige Fragen zur Eignung des Standorts auf. Während die Würdigung des Ehepaars unbestritten ist, könnte eine Umbenennung der Gustav-Freytag-Straße eine sinnvolle Alternative darstellen. Die Diskussion über die Platzbenennung wird weiterhin öffentlich geführt werden, und es bleibt abzuwarten, wie die zuständigen Gremien entscheiden werden.

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