19.10.2024
Frankfurter Buchmesse 2024 Literatur und Politik im Dialog

Impressionen von der Frankfurter Buchmesse 2024: Zwischen literarischem Optimismus und politischen Debatten

Die Frankfurter Buchmesse 2024 ist Geschichte. Vom 16. bis 20. Oktober traf sich die internationale Welt des Buches in den Hallen Frankfurts, um Neuerscheinungen zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und über aktuelle Themen zu diskutieren. Die Messe stand in diesem Jahr unter dem Motto "Read. Reflect. Relate.", ein Aufruf zu Offenheit und Dialog, der angesichts der weltpolitischen Lage aktueller denn je schien.

Italien als Ehrengast: Literarische Größe und politische Kontroversen

Italien präsentierte sich als Ehrengast mit einem vielfältigen Programm und einem imposanten Pavillon, der an eine italienische Piazza erinnerte. "Wir wollen, dass Sie lesen, und Sie sollen es genießen", brachte es Katja Stergar, die Direktorin der slowenischen Buchagentur, auf den Punkt. Doch der Ehrengastauftritt war im Vorfeld von Kontroversen überschattet. Wie die F.A.Z. berichtete, hatte der italienische Schriftsteller Paolo Giordano seine Teilnahme zunächst abgesagt, um gegen den Einfluss der rechten Regierung auf die Kulturpolitik seines Landes zu protestieren. Letztendlich reiste er doch an, um auf Einladung des PEN Berlin auf der Messe für Meinungsfreiheit zu werben.

Auch der italienische Journalist und Schriftsteller Roberto Saviano, der sich mit seinen Enthüllungen über die Mafia Morddrohungen der Camorra einhandelte und unter Polizeischutz steht, äußerte sich kritisch. Im Interview mit der Hessenschau kritisierte er den Auftritt Italiens als zu unpolitisch. Wichtige Themen wie der zunehmende Einfluss neofaschistischer Ideen seien ausgeklammert worden.

Krisen und Konflikte als literarisches Echo

Die politischen Spannungen der Welt spiegelten sich auch in den Diskussionen und Veranstaltungen der Messe wider. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine warf erneut Fragen nach Frieden, Freiheit und der Macht der Worte auf. Die Ukraine war mit einem Gemeinschaftsstand auf der Messe vertreten und zeigte eindrucksvoll, dass die literarische Produktion trotz der Kriegswirren nicht zum Erliegen gekommen ist.

Der Konflikt im Nahen Osten überschattete ebenfalls die Messe. Gleich zu Beginn sorgte die Absage einer Ehrung für die palästinensische Autorin Adania Shibli für Diskussionen. Bei der Eröffnungsfeier kam es zu Tumulten, als der slowenische Philosoph Slavoj Zizek in seiner Rede die Wichtigkeit betonte, den Palästinensern zuzuhören, um den Konflikt zu verstehen. Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker warf Zizek daraufhin vor, die Verbrechen der Hamas zu relativieren, und verließ unter Protest den Saal.

Von New Adult bis Künstliche Intelligenz: Die Buchbranche im Wandel

Neben den politischen Debatten bot die Frankfurter Buchmesse 2024 natürlich auch wieder einen umfassenden Überblick über die neuesten Entwicklungen und Trends der Branche. Ein Highlight war die neue Halle 1.2, die ganz dem boomenden Genre "New Adult" gewidmet war. Hier fanden sich vor allem junge Leserinnen und Leser ein, um die neuesten Romantasy-Titel zu entdecken und ihre Lieblingsautorinnen und -autoren zu treffen.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Künstliche Intelligenz (KI) und ihr Einfluss auf die Buchbranche. In zahlreichen Veranstaltungen wurde diskutiert, wie KI für die Produktion und Vermarktung von Büchern genutzt werden kann und welche Herausforderungen sich daraus für Autorinnen und Autoren sowie Verlage ergeben.

Fazit: Eine Buchmesse der Emotionen und des Wandels

Die Frankfurter Buchmesse 2024 war eine Messe der Emotionen. Freude über literarische Entdeckungen, Betroffenheit angesichts der Krisen und Konflikte, aber auch Hoffnung auf Dialog und Verständigung lagen in der Luft. Die Messe zeigte einmal mehr, dass Bücher nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen und zum gesellschaftlichen Diskurs beitragen können. In einer Zeit des Wandels und der Unsicherheit bleibt die Frankfurter Buchmesse ein wichtiger Ort der Begegnung und des Austauschs.

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