Die MT Melsungen steht aktuell an der Spitze der Handball-Bundesliga. Nach Jahren der Enttäuschungen, trotz finanzieller Möglichkeiten durch den Hauptsponsor B. Braun, scheint der Verein in dieser Saison gereift. Doch reicht es für den großen Wurf?
„Spitzenreiter, Spitzenreiter!“, hallte es am vergangenen Samstagabend durch die Rothenbach-Halle in Kassel. Die MT Melsungen hatte soeben den bisherigen Tabellenführer, die Füchse Berlin, mit 33:31 besiegt. Ein weiterer Höhepunkt in einer für die Nordhessen bisher nahezu perfekten Saison. Mit 12:2 Punkten führen sie die Tabelle an und sind auch in der European League noch ungeschlagen.
Der Sieg gegen die Berliner, die ersatzgeschwächt ohne ihre Stars Mathias Gidsel und Dejan Milosavljev antraten, war gleichzeitig eine Demonstration der Stärke. Mit Dainis Kristopans, David Mandic und Elvar Örn Jonsson verfügt Trainer Roberto Parrondo über einen Kader, der in der Lage ist, auch Topteams zu bezwingen. Bemerkenswert ist die Leistungssteigerung vor dem Hintergrund des schmerzhaften Verlustes von Regisseur Amine Darmoul, der nach einem Kreuzbandriss monatelang ausfallen wird.
In der Vergangenheit musste sich die MT Melsungen, trotz oder gerade wegen der Millionen von B. Braun, immer wieder den Spott der Konkurrenz gefallen lassen. Utopische Gehälter, fragwürdige Personalentscheidungen und am Ende doch nur ein Platz im Mittelfeld – das war über Jahre das gewohnte Bild.
Doch es scheint, als habe ein Umdenken stattgefunden. Bereits in der vergangenen Saison deutete sich mit dem Erreichen des Pokal-Final-Four und Platz fünf in der Liga eine positive Entwicklung an. „Wir sind stabiler geworden und lassen uns von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen“, erklärte Sportvorstand Michael Allendorf im Interview mit „Handball World“.
Dennoch ist man in Melsungen vorsichtig geworden. Zu oft ist man in der Vergangenheit nach guten Starts wieder eingebrochen. Ob der Mentalitätswechsel nachhaltig ist, werden die kommenden Wochen zeigen.
Trainer Parrondo, der seit 2021 in Melsungen unter Vertrag steht und bereits mit Vardar Skopje die Champions League gewann, lässt sich von den Diskussionen um die MT nicht aus der Ruhe bringen. Er konzentriert sich auf seine Arbeit und hat aus dem Kader eine schlagkräftige Einheit geformt.
Ob es am Ende tatsächlich für die Meisterschaft reicht, ist fraglich. Doch eines ist sicher: Die MT Melsungen ist zurück in der Spitze des deutschen Handballs und will sich dort festsetzen.
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