16.10.2024
Frankfurter Buchmesse im Spannungsfeld von Kultur Politik und Meinungsfreiheit

Frankfurter Buchmesse: Ein Händeschütteln mit der italienischen Rechten?

Die Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2024 stand im Zeichen Italiens, dem diesjährigen Gastland. Doch die Anwesenheit von Vertretern der postfaschistischen Regierung unter Giorgia Meloni sorgte im Vorfeld für Diskussionen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, verlief die Eröffnung ohne Eklat, jedoch mit einer spürbaren Betonung demokratischer Werte.

Die Verbindung zwischen Deutschland und Italien, insbesondere durch Goethes Italiensehnsucht, stand im Mittelpunkt der Eröffnungsreden. Doch die politische Dimension des Gastlandauftritts war allgegenwärtig.

Italien: Zwischen Kultur und Politik

Die Präsenz Italiens als Gastland der Frankfurter Buchmesse 2024 warf die Frage auf, wie mit der rechtsgerichteten Regierung unter Giorgia Meloni umzugehen sei. Während die Buchmesse traditionell ein Forum für den freien Austausch von Ideen und Meinungen bietet, löste die Teilnahme einer Regierung, die in ihren Grundzügen als postfaschistisch gilt, Unbehagen aus.

Die Süddeutsche Zeitung beschrieb die Stimmung der Eröffnung als von einer „raunenden Beschwörung der Demokratie“ geprägt. Offensichtlich war man bemüht, den Fokus auf die kulturelle Bedeutung des Ereignisses zu legen und gleichzeitig die politischen Spannungen nicht zu ignorieren.

Kontroverse um rechte Verlage

Die Präsenz rechter Verlage auf der Frankfurter Buchmesse ist seit Jahren ein wiederkehrendes Thema, das immer wieder zu Kontroversen führt. Im Jahr 2017 kam es sogar zu Tumulten am Stand eines solchen Verlags, was zu einer Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen führte, wie der Spiegel Online berichtete.

Die Debatte dreht sich dabei grundsätzlich um die Frage, wo die Grenzen der Meinungsfreiheit zu ziehen sind. Befürworter eines Ausschlusses argumentieren, dass die Buchmesse eine Plattform für den Austausch von Ideen sei, nicht aber für die Verbreitung von Hass und Hetze. Sie betonen, dass die Meinungsfreiheit nicht absolut sei und ihre Grenzen dort finde, wo die Rechte anderer verletzt werden.

Gegner eines Ausschlusses hingegen berufen sich auf das Prinzip der Meinungsfreiheit und argumentieren, dass auch Meinungen, die man ablehnt, ihren Platz in einer demokratischen Gesellschaft haben. Sie warnen vor Zensur und betonen, dass die Buchmesse ein Ort des Diskurses bleiben müsse, auf dem auch kontroverse Themen diskutiert werden können.

Jasmina Kuhnke und der Boykottaufruf

Im Jahr 2021 erreichte die Debatte einen neuen Höhepunkt, als die Autorin Jasmina Kuhnke ihre Teilnahme an der Buchmesse aus Protest gegen die Präsenz rechter Verlage absagte. Kuhnke, die sich öffentlich gegen Rassismus engagiert, begründete ihren Schritt damit, dass sie sich durch die Anwesenheit rechter Verlage und ihrer Anhänger*innen persönlich bedroht fühle. Ihr Boykottaufruf fand in den sozialen Medien große Resonanz und führte zu einer breiten Diskussion über die Verantwortung der Buchmesse gegenüber ihren Gästen, wie der Börsenblatt berichtete.

Die Frankfurter Buchmesse sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht genug für die Sicherheit von Autor*innen zu tun, die aufgrund ihrer Herkunft oder politischen Haltung von rechten Verlagen und ihren Anhänger*innen bedroht werden. Die Messeleitung betonte zwar die Bedeutung der Meinungsfreiheit, sah sich aber dennoch gezwungen, ihr Sicherheitskonzept zu überdenken und zu verschärfen.

Die Frankfurter Buchmesse: Ein Spiegelbild gesellschaftlicher Konflikte

Die Debatte um die Präsenz rechter Verlage auf der Frankfurter Buchmesse ist symptomatisch für die gesellschaftlichen Konflikte, die in den letzten Jahren immer stärker zutage treten. Die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft, der Aufstieg populistischer Bewegungen und die wachsende Verbreitung von Hass und Hetze im Internet stellen die Buchmesse vor große Herausforderungen.

Die Frage, wie mit diesen Herausforderungen umzugehen ist, wird auch in Zukunft kontrovers diskutiert werden. Die Frankfurter Buchmesse wird sich als Forum für den freien Austausch von Ideen und Meinungen behaupten müssen, ohne dabei die Sicherheit ihrer Gäste zu vernachlässigen. Es bleibt abzuwarten, wie die Messeleitung diesen Spagat in Zukunft meistern wird.

Quellen:

  • https://www.sueddeutsche.de/kultur/frankfurter-buchmesse-eroeffnung-lux.gcZtiRudyEF2tmzKWioQx?reduced=true
  • https://www.sueddeutsche.de/meinung/buchmesse-italien-rechtsextremismus-kulturpolitik-literatur-protest-lux.XsFKCM9gvuUm1jsq3burtF?reduced=true
  • https://www.spiegel.de/kultur/literatur/frankfurter-buchmesse-die-auseinandersetzung-mit-den-rechten-a-1172953.html
  • https://www.deutschlandfunk.de/frankfurter-buchmesse-vom-normalen-leser-sieht-man-100.html
  • https://www.dw.com/de/streit-um-rechte-verlage-auf-der-frankfurter-buchmesse/a-59564916
  • https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/kritik-an-wahlplakaten-haendeschuetteln-mit-der-spd-17203015.html
  • https://www.boersenblatt.net/news/literaturszene/ein-boykott-ist-nicht-die-einzig-richtige-antwort-210599
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