September 30, 2024
Fusion als Wegbereiter: Schaeffler und Vitesco gestalten die Zukunft der Mobilität

Autozulieferer: Das Drehbuch der Schaefflers

Es ist ein Tag der Freude für Georg Schaeffler und Klaus Rosenfeld. Im Herzen der deutschen Finanzwelt, im ehrwürdigen Handelssaal der Frankfurter Börse, werden der Mehrheitseigentümer und der Vorstandsvorsitzende des Automobilzulieferers Schaeffler am Mittwoch die Glocke läuten, die den Beginn einer neuen Ära einleitet. Vor der Kulisse der ikonischen Bullenstatue, einem Symbol für Optimismus und wirtschaftlichen Aufschwung, wird das obligatorische Foto von strahlenden Managern festgehalten. Die Stimmung ist ausgelassen, ein seltener Anblick in der deutschen Automobilindustrie, die derzeit mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert ist. Doch bei Schaeffler gibt es Grund zum Feiern: Die Erstnotierung der neuen Aktie, die aus der Fusion mit dem Antriebsspezialisten Vitesco Technologies hervorgeht, ist ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte.

Die Schaeffler Gruppe, 1946 von den Brüdern Wilhelm und Georg Schaeffler gegründet, hat sich von einem Hersteller von Wälzlagern zu einem global agierenden Automobil- und Industriezulieferer entwickelt. Unter der Führung von Vorstandsvorsitzendem Klaus Rosenfeld vollzieht das Unternehmen seit über einem Jahrzehnt einen umfassenden Wandel. Die Übernahme von Vitesco Technologies ist ein strategischer Schachzug, der Schaeffler zu einem der größten Automobilzulieferer der Welt macht. "As reported by Der Standard", stärkt die Fusion die Position des Unternehmens im Bereich der Elektromobilität, einem Marktsegment, das in den kommenden Jahren ein enormes Wachstumspotenzial verspricht.

Der Weg zur Fusion war von Geduld und strategischem Geschick geprägt. Nach dem gescheiterten Versuch, den Konkurrenten Continental im Jahr 2008 zu übernehmen, verfolgten die Schaefflers einen neuen Ansatz. Anstatt auf ein großes Übernahmemanöver setzten sie auf schrittweises Wachstum und den Ausbau ihrer Beteiligung an Continental. Als der hannoversche Konzern vor drei Jahren sein Antriebsgeschäft unter dem Namen Vitesco abspaltete und an die Börse brachte, nutzten die Schaefflers ihre Chance. In Ruhe analysierten sie die Entwicklung des neuen Unternehmens und bereiteten im Hintergrund die Übernahme vor. "Wie die FAZ berichtet", war die Entscheidung für die Fusion das Ergebnis einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung, die im Geheimen einberufen wurde.

Die Zusammenführung von Schaeffler und Vitesco Technologies ist jedoch nicht nur von wirtschaftlichem Kalkül geprägt. Sie ist auch eine Reaktion auf die tiefgreifenden Veränderungen in der Automobilindustrie. Der Wandel zur Elektromobilität stellt Zulieferer vor große Herausforderungen. Die Produktion von Elektromotoren ist weniger komplex als die von Verbrennungsmotoren, was zu einem verschärften Wettbewerb und sinkenden Margen führt. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die technologische Kompetenz der Zulieferer. Um in diesem Umfeld erfolgreich zu sein, sind Größe, finanzielle Stärke und Innovationskraft unerlässlich. Die Fusion von Schaeffler und Vitesco Technologies ist eine Antwort auf diese Herausforderungen. Sie schafft einen Technologiekonzern mit globaler Reichweite und der Fähigkeit, die Zukunft der Mobilität aktiv mitzugestalten.

Dennoch bringt die Fusion auch Herausforderungen mit sich. Die Zusammenlegung von zwei Unternehmen mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen und Organisationsstrukturen ist ein komplexer Prozess. "Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet", plant Schaeffler Stellenstreichungen im Zuge der Fusion. Vorstandschef Klaus Rosenfeld betonte jedoch, dass die Streichungen nicht die Ausmaße des Stellenabbaus beim Konkurrenten ZF annehmen werden. Dort sollen bis zu 14.000 Arbeitsplätze wegfallen. Rosenfeld erwartet, dass die Fusion mit Vitesco Technologies jährliche Einsparungen von rund 600 Millionen Euro bringen wird. Das meiste davon soll jedoch nicht durch Personalabbau, sondern durch Synergien in der Produktion und Entwicklung erzielt werden.

Die Fusion von Schaeffler und Vitesco Technologies ist ein Meilenstein in der Geschichte beider Unternehmen. Sie ist ein Beispiel für die Konsolidierung in der Automobilzulieferindustrie, die durch den Wandel zur Elektromobilität und die zunehmende Digitalisierung angetrieben wird. Ob die Fusion ein Erfolg wird, hängt von vielen Faktoren ab, darunter die Fähigkeit des Managements, die Integration der beiden Unternehmen erfolgreich zu gestalten, die Entwicklung der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und der Wettbewerb in der Automobilindustrie. Eines ist jedoch sicher: Die Schaeffler Gruppe hat mit der Übernahme von Vitesco Technologies die Weichen für die Zukunft gestellt.

Quellen:

- https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/autozulieferer-das-drehbuch-der-schaefflers-110018690.html - https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/schaefflers-langer-atem-110018798.html - https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/autoindustrie-zulieferer-schaeffler-vitesco-1.6341906?reduced=true - https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/schaeffler-autozulieferer-kuendigt-stellenstreichungen-an-a-6539449e-4730-437c-9443-e105db21589a - https://www.stern.de/gesellschaft/regional/bayern/auto-zulieferer--schaeffler-denkt-ueber-personalabbau-nach-35098698.html - https://www.t-online.de/finanzen/aktuelles/wirtschaft/id_100499088/autozulieferer-schaeffler-plant-stellenstreichungen.html - https://www.schaeffler.de/de/ - https://apollo-news.net/schaeffler-ceo-kuendigt-stellenstreichungen-an/
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