19.10.2024
Kontroversen um Gedenken: AfD sorgt für Eklat bei Gedenkveranstaltung

Gedenken: Streit um AfD nach Eklat bei Gedenkveranstaltung

In Brandenburg an der Havel kam es am Sonntag zu einem Eklat während einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Morde. Die Veranstaltung, die jährlich von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten organisiert wird, wurde durch die Anwesenheit einer AfD-Stadtverordneten, Lisa-Marie Köster, und deren Versuch, einen Kranz niederzulegen, überschattet. Dies führte zu einem öffentlichen Streit zwischen der AfD und den Veranstaltern.

Die Gedenkstätten-Leiterin Sylvia de Pasquale forderte Köster auf, ihre Kranzniederlegung zu unterlassen, was diese ignorierte. Medienberichten zufolge legte Köster den Kranz mit der Inschrift „In ehrendem Gedenken für die Opfer der Euthanasie – AfD-Fraktion Brandenburg a.d. Havel“ an die vorgesehene Stelle. Dies führte zu Protesten seitens anderer Teilnehmer, die den Kranz anschließend wieder entfernten. Die Stiftung räumte ein, dass die Einladung an die AfD versehentlich ausgesprochen worden sei und bezeichnete dies als „schwerwiegenden Fehler“ in der Einladungspraxis, der derzeit intern aufgearbeitet werde.

Stiftungsdirektor Axel Drecoll stellte klar, dass die AfD, deren Funktionäre NS-Verbrechen verharmlosen würden, bei Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen unerwünscht sei. Diese Haltung wurde von vielen Teilnehmern der Veranstaltung unterstützt, die die Anwesenheit der AfD als provokant empfanden. Der AfD-Kreisvorsitzende Michel Albrecht forderte daraufhin den Rücktritt von de Pasquale und bezeichnete die Vorgehensweise der Gedenkstätten-Leiterin als „Nazi-Methoden“. Er argumentierte, dass eine Gedenkveranstaltung frei von Politik und Ideologie sein sollte.

Die Gedenkstätte erinnert an mehr als 9.000 Menschen, die 1940 in der Euthanasie-Tötungsanstalt in Brandenburg an der Havel ermordet wurden. Anlass für die Gedenkveranstaltung war der Jahrestag der Unterzeichnung des sogenannten Gnadentod-Erlasses durch Adolf Hitler. Diese historische Verbindung macht die Veranstaltung besonders sensibel und die Anwesenheit der AfD umso umstrittener.

Die Diskussion über die Einladung und die darauf folgende Auseinandersetzung wirft grundlegende Fragen über den Umgang mit der Geschichte und die Rolle politischer Parteien bei Gedenkveranstaltungen auf. Während die AfD auf die Einladung verweist und sich als Opfer einer politischen Ausgrenzung sieht, betonen die Veranstalter die Notwendigkeit, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus zu wahren und zu schützen.

Die Vorfälle in Brandenburg an der Havel sind nicht die ersten, die die Beziehung zwischen der AfD und Gedenkstätten in Deutschland belasten. In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Auseinandersetzungen, bei denen die AfD von verschiedenen Gedenkstätten ausgeschlossen oder nicht eingeladen wurde. Diese Entwicklungen zeigen, wie tief die Gräben zwischen der AfD und anderen politischen Akteuren in Deutschland geworden sind, insbesondere wenn es um die Erinnerungskultur und den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit geht.

Die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde steht nun vor der Herausforderung, die Integrität ihrer Veranstaltungen zu wahren und gleichzeitig den politischen Druck von Seiten der AfD und ihrer Unterstützer zu bewältigen. Die Diskussion um die Einladung und die Vorfälle während der Gedenkveranstaltung werden voraussichtlich auch in den kommenden Wochen und Monaten weitergeführt werden.

Die Ereignisse in Brandenburg an der Havel sind ein weiteres Beispiel für die Spannungen, die in der deutschen Gesellschaft in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die Rolle der Politik bei der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus bestehen. Der Umgang mit der Geschichte bleibt ein sensibles Thema, das weiterhin kontrovers diskutiert werden wird.

Die Debatte um die Gedenkveranstaltung in Brandenburg an der Havel verdeutlicht die Herausforderungen, die mit der politischen Instrumentalisierung von Erinnerungsorten verbunden sind. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hat angekündigt, die Vorfälle intern zu prüfen und ihre Einladungspraxis zu überdenken, um ähnliche Situationen in Zukunft zu vermeiden.

Fazit

Die Gedenkveranstaltung in Brandenburg an der Havel hat nicht nur die Spannungen zwischen der AfD und den Veranstaltern offenbart, sondern auch die tiefen gesellschaftlichen Gräben, die in Deutschland in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit bestehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Debatte entwickeln wird und welche Maßnahmen die Gedenkstätten ergreifen werden, um die Integrität ihrer Veranstaltungen zu wahren.

Quellen: Zeit Online, Tagesspiegel, Junge Freiheit, MAZ.

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