14.11.2024
Geiersterben in Indien Folgen für Mensch und Ökosystem

Aasfresser fehlen: Eine halbe Million Tote nach Geiersterben

Das große Geiersterben in Indien, das in den 1990er Jahren begann, hatte weitreichende Folgen, die weit über den Verlust einer Vogelart hinausgingen. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) berichtet, führte das Verschwinden der Geier zu einer dramatischen Zunahme menschlicher Todesfälle. Ökonomen haben die Kosten der schrumpfenden Biodiversität berechnet und sind dabei auf das Beispiel Indien gestoßen.

Der Einsatz des Schmerzmittels Diclofenac in der Viehzucht war die Ursache für den Tod von Millionen Geiern. Die Vögel verendeten an Nierenversagen, nachdem sie sich von den Kadavern der mit Diclofenac behandelten Tiere ernährt hatten. Wie science.ORF.at berichtet, sank die Geierpopulation in Indien von etwa 50 Millionen Mitte der 1990er Jahre auf heute nur noch etwa hunderttausend Tiere. Dieses Massensterben hatte verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem und die menschliche Gesundheit.

Das Fehlen der Geier, die als effiziente Aasfresser eine wichtige Rolle bei der Beseitigung von Tierkadavern spielten, führte zu einer Zunahme von Krankheiten. Wie die Austria Presse Agentur (APA) berichtet, konnten andere Aasfresser wie Straßenhunde und Ratten die Geier nicht ersetzen. Diese Tiere ließen Teile der Kadaver zurück und trugen zur Verbreitung von Krankheiten wie Tollwut bei. Die steigende Population von Hunden und Ratten, die durch das vermehrte Futterangebot begünstigt wurde, erhöhte das Risiko für die menschliche Gesundheit zusätzlich.

Eine Studie, die im "American Economic Review" veröffentlicht wurde und von Spektrum der Wissenschaft aufgegriffen wurde, zeigt den Zusammenhang zwischen dem Geiersterben und den menschlichen Todesfällen auf. Die Forscher Anant Sudarshan von der University of Warwick und Eyal Frank von der University of Chicago berechneten, dass das Verschwinden der Geier zu jährlich mehr als 100.000 zusätzlichen Toten führte. Wie watson.de berichtet, starben innerhalb von nur fünf Jahren etwa eine halbe Million Menschen aufgrund der veränderten Bedingungen.

Die Landwirte, die nun selbst für die Entsorgung der Tierkadaver verantwortlich waren, warfen diese oft in Flüsse und Seen, was zu einer Verschmutzung des Wassers und der weiteren Ausbreitung von Krankheiten führte. Wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, waren alternative Entsorgungsmethoden wie das Vergraben oder Verbrennen für viele Menschen in Indien zu aufwendig oder zu teuer.

Der NABU berichtete bereits 2010 über das Geiersterben, das nicht nur Indien, sondern auch Afrika betrifft. Der Einsatz von Diclofenac und anderen Giften in der Viehzucht gefährdet die Geierpopulationen und hat weitreichende Folgen für das Ökosystem und die menschliche Gesundheit.

Das Beispiel Indien zeigt die Bedeutung von Geiern und anderen Aasfressern für das ökologische Gleichgewicht und die menschliche Gesundheit. Der Verlust dieser Tiere hat dramatische Folgen, die durch konkrete Zahlen belegt werden können. Der Schutz der Geier und die Vermeidung von schädlichen Substanzen in der Viehzucht sind daher unerlässlich, um weitere Todesfälle zu verhindern und das Ökosystem zu schützen.

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