Die Frage nach der Gewalt an deutschen Schulen beschäftigt Öffentlichkeit und Experten gleichermaßen. Eine repräsentative Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), deren Ergebnisse im Januar 2025 von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) über die Zeit verbreitet wurden, zeigt, dass die Sorge über zunehmende Gewalt unter Schülern und gegen Lehrkräfte groß ist. 61 Prozent der befragten Schulleiter gaben an, dass sowohl körperliche als auch psychische Gewalt in den letzten fünf Jahren zugenommen habe.
Diese Wahrnehmung deckt sich mit den Erkenntnissen des Deutschen Schulbarometers 2024 der Robert Bosch Stiftung. Wie das Deutsche Schulportal berichtete, gaben fast die Hälfte der befragten Lehrkräfte (47 Prozent) an, Gewalt an ihren Schulen als Problem zu erleben. An Schulen in sozial benachteiligten Gebieten liegt dieser Wert sogar bei 69 Prozent. Besonders betroffen scheinen Haupt-, Real-, Gesamt- und Förderschulen zu sein.
Auch die polizeiliche Kriminalstatistik, wie von Statista ausgewertet, zeichnet ein besorgniserregendes Bild. Nach Jahren des Rückgangs ist die Zahl der straftatverdächtigen Kinder und Jugendlichen im Jahr 2023 wieder angestiegen. Die häufigsten Delikte waren Diebstahl und Rohheitsdelikte, darunter Körperverletzung. Ob dieser Anstieg auf eine tatsächliche Zunahme der Kriminalität oder auf ein verändertes Anzeigeverhalten zurückzuführen ist, bleibt jedoch offen.
Die Auswirkungen der Gewalt auf die Lehrkräfte sind ebenfalls deutlich. Wie die Zeit wiedergab, berichteten viele Schulleitungen von Beschimpfungen, Bedrohungen, Beleidigungen, Mobbing und Belästigungen gegenüber ihren Kollegen. Mehr als die Hälfte der Befragten erinnerte sich an derartige Vorfälle in den letzten fünf Jahren. Besonders alarmierend: 34 Prozent der Schulen berichteten von Online-Bedrohungen gegen Lehrkräfte und 26 Prozent von körperlichen Angriffen. Die psychische Gewalt ging laut Umfrage vor allem von Eltern aus, während die körperliche Gewalt fast ausschließlich von Schülern ausging.
Auch der WDR berichtete im September 2024 über eine Befragung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), die ebenfalls eine Zunahme von Gewalt an Schulen feststellte. 44 Prozent der befragten Lehrkräfte gaben an, dass körperliche Gewalt zugenommen habe, 56 Prozent sahen einen Anstieg psychischer Gewalt. Ein Drittel der Lehrkräfte hatte mindestens einmal pro Woche mit körperlicher Gewalt unter Schülern zu tun.
Der Umgang mit dem Thema Gewalt an Schulen gestaltet sich dabei oft schwierig. Die Hälfte der vom VBE befragten Schulleiter empfindet Gewalt gegen Lehrkräfte als Tabuthema. Auch die Unterstützung für betroffene Lehrkräfte hat sich laut der in der Zeit zitierten Umfrage verschlechtert. Während 2018 noch 85 Prozent der Schulleitungen angaben, ihre Kollegen ausreichend unterstützen zu können, waren es 2024 nur noch 53 Prozent.
Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes betont auf ihrer Webseite die Notwendigkeit von Präventionsprogrammen wie dem Olweus-Programm, das auf mehreren Ebenen ansetzt: Schule, Klasse und individueller Schüler. Ziel ist es, das Schulklima zu verbessern und klare Regeln gegen Gewalt zu etablieren.
Die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen und Unterstützung wird auch von Schulpsychologin Anja Wilhayn vom Landesschulamt Sachsen-Anhalt betont, wie der MDR berichtete. Sie sieht die Ursachen für die Zunahme der Gewalt unter anderem in den Folgen der Pandemie, den gesellschaftlichen Krisen und dem Personalmangel an Schulen.
Die Bekämpfung von Gewalt an Schulen erfordert ein gemeinsames Engagement von Schulen, Eltern, Schülern und der Gesellschaft. Präventionsmaßnahmen, Unterstützung für Betroffene und eine offene Kommunikation über das Thema sind wichtige Schritte, um ein sicheres und gewaltfreies Lernumfeld für alle zu schaffen.