Die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar 2025 wirft für viele junge Menschen die Frage nach ihrer politischen Teilhabe auf. Für rund 2,3 Millionen junge Erwachsene in Deutschland wäre es die erste Gelegenheit gewesen, bei einer Bundestagswahl ihre Stimme abzugeben. Wie die Tagesschau berichtet, sind darunter viele, die sich intensiv mit den politischen Programmen auseinandergesetzt und auf ihre Wahlchance gefreut hatten. Doch durch die Vorverlegung des Wahltermins vom 28. September auf den 23. Februar verlieren Tausende die Möglichkeit, an der Wahl teilzunehmen, da sie zum Wahltermin noch nicht 18 Jahre alt sind.
Wie die Zeit in einer Meldung der dpa wiedergab, äußerte die 17-jährige Sarah Dowidat aus Kaiserslautern ihre Enttäuschung über die verpasste Wahlchance: „Ich persönlich hab schon sehr drauf hingefiebert. […] Ich hätte gern die politische Richtung mitbestimmt. Das kann ich jetzt nicht mehr machen.“ Dowidat ist nicht allein mit ihrer Frustration. Wie die Zeit berichtete, sind in Rheinland-Pfalz rund 19.400 junge Menschen betroffen, die zwischen dem ursprünglichen und dem neuen Wahltermin 18 Jahre alt werden. Auch im Freundeskreis von Dowidat, die im Vorstand der Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz ist, ist die verpasste Wahlchance Thema. Viele teilen ihre Enttäuschung.
Die SWR Aktuell berichtete über ähnliche Erfahrungen in Baden-Württemberg. Auch hier verlieren rund 55.000 Jugendliche ihre Wahlchance. Die 17-jährige Malike Ipek aus Stuttgart beschreibt die Vorverlegung der Wahl als „Entzug meines eigentlichen Wahlrechts“. Sie kritisiert, dass die Politik die Interessen von Jugendlichen oftmals ausblende und fordert mehr Dialog, auch über Social Media, um das Interesse junger Menschen an Politik zu wecken.
Trotz der Enttäuschung über die verpasste Wahlchance betonen viele Erstwähler, dass sie sich weiterhin politisch engagieren werden. Wie Sarah Dowidat gegenüber der Zeit erklärte: „Ich werde immer meine Meinung weiter sagen und auf Demonstrationen weiter präsent sein und in der Schüler*innenvertretung weitermachen.“ Auch Malike Ipek engagiert sich im Stuttgarter Jugendrat, um die Interessen junger Menschen kommunalpolitisch zu vertreten.
Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg schätzt, dass bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 rund 7,6 Millionen Baden-Württemberger wahlberechtigt sind, darunter rund 320.000 Erstwähler. Der Anteil der potenziellen Erstwähler liegt damit bei 4,2 Prozent. Wie viele Wahlberechtigte tatsächlich von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen werden, bleibt abzuwarten.
Die Bundeswahlleiterin informiert darüber, dass der Wahltermin innerhalb der im Grundgesetz festgelegten Fristen liegt. Der Bundespräsident hatte den Wahltag zunächst auf den 28. September 2025 festgelegt, nach der Auflösung des Bundestages jedoch auf den 23. Februar 2025 vorverlegt.
https://www.zeit.de/news/2025-01/24/neuwahl-bremst-erstwaehlerin-aus-die-frustration-ist-gross https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/jungwaehler-bundestagswahl-100.html https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/bundestagswahl/bundestagswahl-tausende-jugendliche-koennen-doch-nicht-waehlen-100.html https://www.statistik-bw.de/Presse/Pressemitteilungen/2025006