Die Beziehung zwischen sozialen Medien und Populismus ist komplex und vielschichtig. Soziale Medien bieten einerseits populistsichen Akteuren neue Möglichkeiten, ihre Botschaften direkt an eine breite Öffentlichkeit zu verbreiten und so die etablierten Medien zu umgehen. Andererseits können soziale Medien auch dazu beitragen, populistische Tendenzen zu verstärken, indem sie die Verbreitung von Desinformation und Hassrede erleichtern.
Wie Wolfgang Schweiger in seinem Buch "Der (des)informierte Bürger im Netz" erläutert, vermischen sich in Plattformen wie Facebook, YouTube und Co. Nachrichten, Verschwörungstheorien und Hasskommentare. Diese Mischung überfordert die Medienkompetenz vieler Bürger, die sich zwar gut informiert fühlen, aber das Nachrichtengeschehen kaum überblicken. Gleichzeitig entstehen Filterblasen und Echokammern, die die Wahrnehmung der öffentlichen Meinung verzerren und die Polarisierung der Gesellschaft verschärfen. Wie Schweiger argumentiert, trägt dies zur Veränderung der Meinungsbildung bei und kann populistische Tendenzen verstärken.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) warnte, wie die Zeit eine Meldung aus der DPA wiedergab, davor, soziale Medien mit großer Reichweite Rechtsextremisten und Populisten zu überlassen. Er betonte, dass die Meinungsfreiheit dort ihre Grenzen finde, wo sie die Rechte anderer Menschen tangiere. Wüst sieht in der Verlagerung der öffentlichen Debatte ins Digitale Auswirkungen auf Wahlkämpfe und gesellschaftliche Diskurse. Soziale Medien seien, so Wüst, das Gegenteil von differenzierten Auseinandersetzungen. Auf den Plattformen gehe es um "kurzatmige Knalleffekte, Provokation und Emotion". Der Algorithmus sorge dafür, dass Nutzer immer mehr von dem sehen, was sie ohnehin schon glauben.
Franzisca Schmidt untersucht in ihrer Studie "Populistische Kommunikation und die Rolle der Medien" den Umgang der Presse mit Parteien- und Medienpopulismus im Europawahlkampf 2014. Ihre Analyse zeigt, dass nur ein Bruchteil der von den Parteien geäußerten populistischen Inhalte in der Berichterstattung abgebildet wird. Dennoch erhöht sich die Sichtbarkeit einer Partei, je öfter diese auf Populismus zurückgreift. Schmidt stellt fest, dass die Medien unterschiedlich auf einzelne Populismusstile reagieren und europafreundlichen Linkspopulismus zu bevorzugen scheinen.
Ein weiterer Aspekt ist die Medienfeindlichkeit, die oft mit populistischen Einstellungen einhergeht. Wie in einem Artikel in der Zeitschrift "Publizistik" beschrieben wird, diskutieren Forschende populistische Narrative über Medieninstitutionen und rechte Angriffe auf JournalistInnen. Diese Medienfeindlichkeit kann dazu beitragen, das Vertrauen in etablierte Medien zu untergraben und die Verbreitung von Desinformation zu fördern.
Der Einfluss sozialer Medien auf den Populismus ist ein komplexes Thema, das weiterer Forschung bedarf. Es ist wichtig, die Mechanismen zu verstehen, durch die soziale Medien populistische Tendenzen verstärken können, um effektive Strategien zur Bekämpfung von Desinformation und zur Förderung einer konstruktiven politischen Debatte zu entwickeln.