H5N1Mutationen in Nordamerika Geringes Pandemierisiko trotz Anpassung an den Menschen
Neue Mutationen bei zwei H5N1-Patienten: Anlass zur Wachsamkeit, aber geringe Pandemiegefahr
Berichte über Mutationen des Vogelgrippevirus H5N1 bei zwei nordamerikanischen Patienten rufen Besorgnis hervor. Die US-Seuchenbehörde CDC identifizierte Anpassungen des Virus an den Menschen im Erbgut eines schwer erkrankten, inzwischen verstorbenen Patienten aus Louisiana. Vergleichbare Veränderungen wurden bei einem 13-jährigen Mädchen in Kanada festgestellt, das nach einer H5N1-Infektion schwer erkrankte. Diese Anpassungen, die dem Virus den Eintritt in menschliche Zellen erleichtern, wurden bisher weder bei infizierten Vögeln noch anderen Säugetieren beobachtet.
Experten wie Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut betonen jedoch, dass das Pandemierisiko trotz dieser Entwicklungen weiterhin niedrig ist. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, dass es sich um vereinzelte „Spill-over-Infektionen“ ohne Mensch-zu-Mensch-Übertragung handelt. Das Virus sei weiterhin primär ein Vogelvirus. Die Anzahl menschlicher Infektionen ist im Vergleich zu den Jahren vor 2016 deutlich zurückgegangen. Obwohl das H5N1-Virus seit 27 Jahren in der Vogelpopulation zirkuliert und immer wieder auf den Menschen übergesprungen ist, fehlen weiterhin "entscheidende Anpassungen" für eine effiziente Infektion und Übertragung zwischen Menschen. Infektionsketten oder Clusterinfektionen wurden bisher nicht beobachtet. Es wird vermutet, dass sich das Virus in den oberen Atemwegen des Menschen nicht ausreichend vermehrt, um über Tröpfchen oder Aerosole übertragen zu werden.
Trotz des geringen Pandemierisikos bleibt die Situation in den USA angespannt. In den letzten Monaten wurden dort 66 menschliche Infektionen gemeldet, die meisten davon durch Kontakt mit Geflügel oder Rindern. In vielen Rinderhaltungen treten Infektionen auf, und die anfänglich unzureichende Überwachung der Milch hat die Virusausbreitung begünstigt. Inzwischen wird Milch in Molkereien getestet, und in Kalifornien wurden zusätzliche Hygienemaßnahmen eingeführt. Die USA haben außerdem angekündigt, finanzielle Mittel für Bereitschafts- und Überwachungsprogramme bereitzustellen.
Die genetische Veränderung von Viren ist ein natürlicher Vorgang. Wie die Zoonosenplattform in einem Interview mit der Virusforscherin Dr. Imke Steffen erklärt, entstehen Mutationen durch Fehler beim Kopieren der Erbinformation während der Virusvermehrung. Die Mutationsrate von RNA-Viren wie dem Vogelgrippevirus ist im Vergleich zu menschlichen Zellen deutlich höher, da die für die RNA-Replikation verantwortlichen Enzyme keine Korrekturfunktion besitzen. Coronaviren bilden hier eine Ausnahme, da sie über ein zusätzliches Enzym mit Korrekturfunktion verfügen, was ihre Mutationsrate im Vergleich zu anderen RNA-Viren reduziert.
Die neuen Mutationen des H5N1-Virus unterstreichen die Notwendigkeit kontinuierlicher Überwachung und Forschung. Obwohl die aktuelle Situation keine unmittelbare Pandemiegefahr darstellt, ist es wichtig, die Entwicklung des Virus genau zu verfolgen und Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: [https://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/vogelgrippe-h5n1-infiziert-immer-wieder-menschen-ein-grund-zur-sorge-110214943.html](https://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/vogelgrippe-h5n1-infiziert-immer-wieder-menschen-ein-grund-zur-sorge-110214943.html)
- Zoonosenplattform: [https://zoonosen.net/mutationen-ein-tauziehen-zwischen-virus-und-wirt](https://zoonosen.net/mutationen-ein-tauziehen-zwischen-virus-und-wirt)
- Weitere Quellen: [https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/uebersicht-corona-varianten-mutanten](https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/uebersicht-corona-varianten-mutanten), [https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/lungenkrebs/genetik-verbessert-verstaendnis-von-lungenkrebs.html](https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/lungenkrebs/genetik-verbessert-verstaendnis-von-lungenkrebs.html), [https://www.sciencemediacenter.de/angebote/mutationen-im-rnu4-2-gen-loesen-entwicklungsstoerungen-aus-24085](https://www.sciencemediacenter.de/angebote/mutationen-im-rnu4-2-gen-loesen-entwicklungsstoerungen-aus-24085), [https://www.medqn.de/was-ist-die-doppel-mutation/](https://www.medqn.de/was-ist-die-doppel-mutation/), [https://midh.de/gliome/patienten](https://midh.de/gliome/patienten), [https://viamedici.thieme.de/lernmodul/549734/539544/ursachen+und+arten+von+mutationen](https://viamedici.thieme.de/lernmodul/549734/539544/ursachen+und+arten+von+mutationen), [https://nngm.de/patienten/treibermutationen/](https://nngm.de/patienten/treibermutationen/)