Die Stadt Halle (Saale) führt weiterhin ihre eigene Bevölkerungszählung durch, da die Ergebnisse des Zensus 2022 von der Stadtverwaltung angezweifelt werden. Wie die Stadt auf Anfrage mitteilte, werden die Rückläufer der im September gestarteten Aktion „Halle (Saale) zählt selbst!“ noch immer geprüft. Ein endgültiges Ergebnis liegt daher noch nicht vor.
Anfang September hatte die Stadtverwaltung mit der eigenen Zählung begonnen, um die offiziellen Zahlen des Zensus 2022 zu überprüfen. Laut Zensus leben in Halle nur noch 226.586 Menschen – etwa sechs Prozent weniger als ursprünglich angenommen. Das Melderegister der Stadt weist hingegen 243.453 Einwohner aus. Die Stadt befürchtet, dass die niedrigere Einwohnerzahl zu erheblichen Einnahmeverlusten von rund 15 Millionen Euro pro Jahr führen könnte.
Um die Diskrepanz zu klären, wurden im Rahmen der Aktion „Halle (Saale) zählt selbst!“ Briefe an alle Personen verschickt, die im Melderegister der Stadt als Einwohnerinnen und Einwohner geführt werden. Insgesamt wurden 243.345 Briefe versendet. Davon konnten rund 5.900 zunächst nicht zugestellt werden. „Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen“, sagte Stadtsprecher Drago Bock. Es werde nun überprüft, ob die nicht erreichten Personen möglicherweise verstorben, innerhalb Deutschlands umgezogen oder ins Ausland verzogen seien. Zudem werde geprüft, ob es Namensunterschiede zwischen Eltern oder einem Elternteil und deren Kindern gebe.
Das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt hatte die Vorgehensweise der Stadt Halle zwar als Schritt zur Verbesserung der Qualität des Melderegisters begrüßt, gleichzeitig aber auch Kritik an der gewählten Methode geäußert. Die alleinige Prüfung der Zustellbarkeit von Briefen sei nicht ausreichend, um die Richtigkeit der Zensus-Ergebnisse zu überprüfen. Es gebe mehrere mögliche Fehlerquellen, wie etwa noch nicht entfernte Namensschilder von Verstorbenen oder aktive Nachsendeaufträge. Dadurch könne es vorkommen, dass Postsendungen zugestellt werden, obwohl die betroffene Person faktisch nicht mehr in der Gemeinde lebe. „Dadurch kann eine postalische Zustellung erfolgen, obwohl die Person faktisch nicht mehr in der Gemeinde wohnhaft ist“, erklärte das Statistikamt.
Die Stadt Halle hält dennoch an ihrer eigenen Zählung fest. Bürgermeister Egbert Geier (SPD) hatte bereits im August erklärt, dass eigene Überprüfungen des Melderegisters sowie der Abgleich mit den Steuerdaten gezeigt hätten, dass deutlich mehr Menschen in Halle wohnen, als der Zensus ergeben hat. „Da unser Melderegister fortlaufend geprüft wird, halten wir die behauptete Abweichung für völlig unrealistisch. Wir werden mit unserer Aktion unser Melderegister einmal mehr plausibilisieren und darlegen, dass die Annahme von „Karteileichen“ in fünfstelliger Größenordnung nicht stimmen kann“, so Geier.
Wann mit einem endgültigen Ergebnis der Halleschen Bevölkerungszählung zu rechnen ist, ist derzeit noch unklar.
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