In Hamburg sorgen gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fußballfans weiterhin für Probleme. Insbesondere rund um die Derbys zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Wie der NDR berichtet, ermittelt die Polizei aktuell gegen einen Bundespolizisten wegen des Verdachts unverhältnismäßiger Gewaltanwendung bei einem Einsatz am Rande des jüngsten Stadtderbys.
Laut Angaben der Hamburger Polizei wurden beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Stadtrivalen insgesamt 47 Personen in Gewahrsam genommen. Der Fanclubsprecherrat des FC St. Pauli verurteilte den Polizeieinsatz und forderte eine Stellungnahme der Polizeiführung sowie des Hamburger Innensenators. Besonders kritisiert wurde, dass auch Unbeteiligte vor dem Fanladen und der Geschäftsstelle des Vereins verletzt wurden.
Wie die Zeit berichtet, äußerte sich Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) besorgt über die anhaltenden Probleme: "Es zeigt wieder einmal, dass der Fußball ein Gewaltproblem hat." Grote kritisierte zudem die Fanvertretungen, die sich seiner Ansicht nach nicht ausreichend von Gewalttaten distanzieren würden.
Um die Situation zu entschärfen, arbeiten Vereine und Sicherheitsbehörden an verschiedenen Konzepten. So kündigte HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz an, dass der Verein die Vorfälle aufarbeiten und Konsequenzen ziehen werde. "Ich bin genauso fassungslos wie wahrscheinlich die meisten anderen, die das gesehen haben", sagte Kuntz dem Radiosender NDR 90,3 mit Blick auf die jüngsten Ausschreitungen.
Die Polizei setzt verstärkt auf Prävention und Dialog mit den Fanszenen. Gleichzeitig werden Stadionverbote gegen Gewalttäter konsequenter durchgesetzt. Innensenator Grote forderte die Vereine auf, bei der Umsetzung der Verbote stärker mitzuwirken: "Es liegt in der Verantwortung der Vereine, diese Stadionverbote dann auch umzusetzen. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall und das muss sich ändern."
Wie die Sportschau berichtet, bleibt auch die umstrittene polizeiliche Datei "Gewalttäter Sport" ein Streitpunkt zwischen Fans und Behörden. Zwar ist die Zahl der dort erfassten Personen auf ein Rekordtief von unter 6.000 gesunken. Fanvertreter kritisieren jedoch weiterhin die mangelnde Transparenz und fordern eine grundlegende Reform der Datenbank.
Eine von der Bundesregierung angekündigte Überarbeitung der Datei wird nach Informationen der Sportschau nicht vor der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland umgesetzt werden. Das Bundesinnenministerium plant jedoch, das Thema bei der Innenministerkonferenz im Frühjahr 2024 auf die Tagesordnung zu setzen.
Trotz der Bemühungen von Vereinen, Fanvertretungen und Behörden bleibt die Lage angespannt. Experten wie der Hamburger Polizeiwissenschaftler Rafael Behr mahnen zu Deeskalation und Verhältnismäßigkeit bei Polizeieinsätzen. Gleichzeitig sind die Vereine gefordert, stärker auf ihre Fanszenen einzuwirken und Gewalttäter konsequent auszuschließen.
Eine nachhaltige Lösung des Konflikts scheint derzeit nicht in Sicht. Es bleibt abzuwarten, ob die geplanten Maßnahmen und der fortgesetzte Dialog zwischen allen Beteiligten in Zukunft zu einer Entspannung der Situation beitragen können.
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