19.10.2024
Hoffnungsträger im internationalen Kino: Mohammad Rasoulof und sein Film über Iran

Filmpreis: Iraner Mohammad Rasoulof soll Oscar für Deutschland holen

Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof, der erst vor wenigen Monaten aus seinem Heimatland geflohen ist, wird als deutsche Oscar-Hoffnung gehandelt. Sein Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ wurde von German Films, der Auslandsvertretung des deutschen Films, als offizieller Beitrag für den Oscar für den besten internationalen Film ausgewählt. Rasoulof setzte sich dabei gegen zahlreiche andere Bewerberfilme durch.

Inhalt des Films

„Die Saat des heiligen Feigenbaums“ thematisiert die Auswirkungen der politischen Proteste im Iran auf eine Familie. Der Film wird als „Psychogramm der auf Gewalt und Paranoia aufgebauten Theokratie des Iran“ beschrieben. In der Jurybegründung wird hervorgehoben, dass Rasoulof „auf subtile Weise von den Rissen innerhalb einer Familie erzählt, die stellvertretend für die Risse innerhalb der iranischen Gesellschaft stehen“. Der Film wird als meisterhaft inszeniert und emotional berührend charakterisiert.

Die Handlung des Films spielt vor dem Hintergrund der Proteste im Iran, die nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022 ausbrachen. Die Spannungen innerhalb der Familie spiegeln die gesellschaftlichen Konflikte wider. Auf der einen Seite steht der streng gläubige Vater Iman, der als Ermittler beim Islamischen Revolutionsgericht arbeitet, und auf der anderen Seite seine Frau Najmeh sowie ihre beiden Töchter, die mit den Protesten sympathisieren.

Produktion und Auszeichnung

Der Film wurde hauptsächlich in Deutschland produziert, was es ihm ermöglicht, für das Land ins Rennen um den Oscar zu gehen. Die Produzenten des Films, darunter Mani Tilgner, zeigen sich erfreut über die Auswahl: „Dieser Film, der die Geschichte von Unterdrückung, aber auch von Hoffnung und Widerstand erzählt, ist das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlichster Lebensrealitäten und Migrationsgeschichten“, so Tilgner.

Rasoulof ist im Iran als kritischer Filmemacher bekannt und wurde bereits mehrfach inhaftiert. Er erhielt 2020 den Goldenen Bären der Berlinale für seinen Film „Es gibt kein Böses“. Nach seiner Verurteilung zu einer mehrjährigen Haftstrafe im Iran floh er im Mai 2024 heimlich nach Deutschland. Seine Ankunft in Hamburg, wo seine Tochter Medizin studiert, markierte einen Wendepunkt in seiner Karriere.

Reaktionen auf die Oscar-Nominierung

Die Reaktionen auf die Nominierung sind überwältigend. Bei der Premiere des Films in Cannes erhielt Rasoulof Standing Ovations von über 12 Minuten, was die emotionale Resonanz des Publikums verdeutlicht. Die Produzenten und Rasoulof selbst betonen die Bedeutung des interkulturellen Austauschs in einer freien und offenen Gesellschaft, was in der gegenwärtigen politischen Lage von großer Relevanz ist.

Der Weg zur Oscar-Verleihung

Die Wahl des deutschen Beitrags ist nur eine von mehreren Vorstufen auf dem Weg zur Oscar-Nominierung. Am 17. Dezember 2024 wird eine Shortlist mit 15 Titeln veröffentlicht, aus der die fünf nominierten Filme am 17. Januar 2025 ausgewählt werden. Die Oscar-Verleihung findet dann am 2. März 2025 statt.

In der Vergangenheit haben nur vier deutsche Produktionen den Oscar für den besten internationalen Film gewonnen, darunter „Im Westen nichts Neues“ und „Das Leben der Anderen“. Die Hoffnungen für Rasoulof und seinen Film sind hoch, insbesondere nach dem Erfolg seines Vorgängerfilms und der positiven Resonanz in der internationalen Filmgemeinschaft.

Fazit

Mohammad Rasoulof steht an einem entscheidenden Punkt seiner Karriere. Der Erfolg von „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ könnte nicht nur seine persönliche Geschichte prägen, sondern auch das internationale Verständnis für die Herausforderungen, denen sich Menschen in repressiven Regimen gegenübersehen, fördern. Die kommende Oscar-Verleihung wird daher nicht nur für Rasoulof, sondern auch für die Sichtbarkeit iranischer Themen im globalen Kino von großer Bedeutung sein.

Die Entwicklungen rund um die Oscar-Nominierungen und die Reaktionen auf den Film werden weiterhin aufmerksam verfolgt, da sie sowohl die Filmindustrie als auch das politische Klima im Iran betreffen.

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