Das Verhältnis zwischen Irland und Israel hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Nach der Schließung der israelischen Botschaft in Dublin plant die irische Regierung laut einem Bericht der FAZ vom 16.12.2024 weitere Schritte gegen Israel, darunter möglicherweise ein Boykottgesetz. Auslöser der zunehmenden Spannungen ist Irlands kritische Haltung gegenüber Israels Vorgehen im Gazastreifen, die, ähnlich wie in anderen europäischen Ländern, mit dem Vorwurf des Völkermords einhergeht.
Die Schließung der Botschaft in Dublin erfolgte als Reaktion auf die von Israel als „extrem anti-israelisch“ wahrgenommene Politik der irischen Regierung. Wie die Jüdische Allgemeine am 15.12.2024 berichtete, warf Israels Außenminister Gideon Sa’ar der irischen Regierung Antisemitismus, Dämonisierung Israels und Doppelmoral vor. Irland habe „alle roten Linien überschritten“. Der irische Premierminister Simon Harris wies die Anschuldigungen zurück und bedauerte Israels Entscheidung. Er unterstrich Irlands Engagement für Frieden, Menschenrechte und die Einhaltung internationaler Gesetze.
Ein wesentlicher Faktor für die Eskalation des Konflikts ist Irlands Unterstützung der Klage Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) gegen Israel wegen des Verdachts auf Völkermord im Gazastreifen, wie die Jüdische Allgemeine berichtet. Zuvor hatte Irland, gemeinsam mit Spanien, Slowenien und Norwegen, im Frühsommer „Palästina“ als Staat anerkannt, was bereits zu Spannungen und dem Abzug des israelischen Botschafters aus Dublin geführt hatte. Irland beließ seinen Botschafter im Amt.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 16.12.2024 über die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten und erwähnte in diesem Kontext die Schließung der israelischen Botschaft in Irland aufgrund „antisemitischer Rhetorik“. Neben den diplomatischen Konflikten thematisierte die SZ auch israelische Luftangriffe auf Syrien und die anhaltende Gewalt im Gazastreifen.
Irlands propalästinensische Haltung hat historische Wurzeln. Die Jüdische Allgemeine erläutert, dass Irland 1980 das erste EU-Mitglied war, das die Gründung eines palästinensischen Staates forderte. Viele Iren sehen Parallelen zwischen ihrem eigenen Unabhängigkeitskampf gegen Großbritannien und dem Nahostkonflikt, da Israel 1948 auf ehemaligem britischen Mandatsgebiet gegründet wurde.
Auch der Deutschlandfunk berichtete am 15.12.2024 über die Schließung der israelischen Botschaft und zitierte den irischen Außenminister Simon Coveney, der von einer kollektiven Bestrafung des palästinensischen Volkes durch Israel sprach. Die tagesschau berichtete bereits am 22.05.2024 über die Anerkennung eines palästinensischen Staates durch Irland, Norwegen und Spanien und die Reaktion Israels, seine Botschafter aus Irland und Norwegen abzuziehen.
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