Jannik Sinner elektrisiert Italien. Der junge Tennisstar aus Südtirol hat einen Hype entfacht, der an die Becker-Mania der 80er Jahre erinnert. In Turin, Austragungsort der ATP-Finals, ist Sinner omnipräsent – auf Werbeplakaten, in den Medien und in den Gesprächen der Fans. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, warten täglich Mengen von Fans vor seinem Hotel, um einen Blick auf den 23-Jährigen zu erhaschen. Die Stadt selbst hat sich in ein Tennis-Mekka verwandelt, Schaufenster sind mit Tennisbällen dekoriert und die Taxifahrer pendeln zwischen Innenstadt und Tennisarena.
Sinners Erfolg hat ihm lukrative Werbeverträge eingebracht. Er wirbt für alles von Sportkleidung bis Hautcreme. Doch hinter dem Glanz des Erfolgs lauert ein Schatten: der Dopingverdacht. Im Frühjahr wurden bei Sinner Spuren des anabolen Steroids Clostebol gefunden. Wie der Tagesanzeiger berichtet, gab Sinner an, die Substanz sei unwissentlich über seinen Physiotherapeuten in seinen Körper gelangt. Dieser habe sich am Finger geschnitten und die Wunde mit einem Clostebol-haltigen Spray behandelt, bevor er Sinner massierte.
Die zuständigen Instanzen stuften Sinners Erklärung als glaubwürdig ein und beließen es bei einer kurzen Suspendierung. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat den Fall jedoch wieder aufgenommen, das Verfahren ist noch anhängig. Wie tennisnet.com berichtet, gibt sich Sinner zuversichtlich, was den Ausgang des Verfahrens angeht. Der Dopingverdacht wirft international Fragen auf. Kritiker sprechen von Bevorzugung und vermuten, der Sport wolle seinen derzeit größten Star nicht verlieren.
In Italien genießt Sinner uneingeschränkte Unterstützung. Die heimischen Fans halten die Dopingvorwürfe für absurd. Sinner selbst gibt sich bescheiden und betont, er sei „nur ein 23-Jähriger, der gut Tennis spielen kann“. Der Rummel um seine Person scheint ihn nicht zu beeindrucken. Wie die FAZ berichtet, lässt sich Sinner auch von kritischen Fragen nicht aus der Ruhe bringen. Er betont, es gebe keine Rivalität zwischen Tennis und Fußball und hofft auf den Sieg der italienischen Nationalmannschaft.
Sinner wird bereits mit Sportlegenden wie Paolo Maldini und Francesco Totti verglichen. Im Gegensatz zu diesen charismatischen Sportlern wirkt Sinner eher zurückhaltend. Er scheint das Rampenlicht zu meiden, was ihn von vielen anderen Stars unterscheidet.
Der Dopingfall belastet Sinner sichtlich. Obwohl er sich öffentlich optimistisch gibt, sind die Vorwürfe eine ständige Bedrohung für seine Karriere. Die endgültige Entscheidung des CAS wird mit Spannung erwartet.
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