Die politische Landschaft der USA ist seit dem Aufstieg Donald Trumps im stetigen Wandel. Während der ehemalige Präsident die politische Bühne mit seiner oft brüsken Art dominierte, tritt nun ein neuer Typus von Republikaner in den Vordergrund: einer, der die politischen Positionen Trumps teilt, sich aber in Ton und Auftreten deutlich von ihm abhebt. J.D. Vance, Trumps ehemaliger Kritiker und nunmehriger Vizepräsidentschaftskandidat, verkörpert diesen Typus in besonderem Maße.
In der Debatte der Vizepräsidentschaftskandidaten präsentierte sich Vance als ein „Trump mit Manieren“, wie es Andreas Ross in der FAZ beschreibt. Im Gegensatz zu Trumps oft konfrontativen Stil zeigte sich Vance respektvoll gegenüber seinem demokratischen Kontrahenten Tim Walz und der Moderation. Er verzichtete auf persönliche Angriffe und beleidigende Rhetorik, die Trumps Auftritte prägten. Stattdessen setzte er auf Sachlichkeit und versuchte, mit Argumenten zu überzeugen.
Besonders auffällig war Vances gewandelte Haltung in Bezug auf die Themen Abtreibung und Verschwörungstheorien. Während er in der Vergangenheit durch radikale Positionen auffiel, zeigte er sich in der Debatte gemäßigt und vermied es, kontroverse Aussagen zu wiederholen. Diese Kehrtwende wirft die Frage nach Vances Authentizität auf und nährt den Verdacht des Opportunismus.
Tatsächlich steht Vance im Verdacht, seine politische Überzeugung dem eigenen Machtkalkül unterzuordnen. Seine Wandlung vom Trump-Kritiker zum Trump-Loyalisten, die ihm letztlich den Sitz im Senat sicherte, nährt diesen Verdacht. Vance steht damit exemplarisch für eine neue Generation von Republikanern, die den Trumpismus für ihre Zwecke instrumentalisieren, ohne jedoch zwangsläufig die gleichen Werte zu teilen.
Ob diese Strategie aufgeht, bleibt abzuwarten. Die Wähler werden entscheiden, ob sie Vance als glaubwürdigen Politiker akzeptieren oder seinen Wandel als bloße Taktik durchschauen. Sollte Trump die Wahl gewinnen, wäre Vance in einer idealen Ausgangsposition, um dessen Erbe anzutreten. Ob die Wähler aber tatsächlich einen „Trumpismus ohne Trump“ wollen, ist fraglich.
Quellen:
- FAZ.NET: Donald Trump mit Manieren? So zeigt sich James David Vance im TV-Duell - Watson: Tim Walz vs. J.D. Vance: So lief die TV-Debatte der Vize-Kandidaten - NZZ: J. D. Vance dominiert Tim Walz – das schwächt Kamala Harris kurz vor den Wahlen - Die Zeit: US-Wahl: Mann gegen Mann - Frankfurter Rundschau: TV-Duell von Walz und Vance: Trump wittert „Manipulation“ - Tagesschau: Harris und Trump im TV-Duell - wann, wie und wo? - Deutschlandfunk: Vance und Walz: Gegenspieler mit ähnlicher Mission - ZDF: TV-Duell im September: Trump und Harris streiten über Regeln
