19.10.2024
Regionales Kita-Kostenroulette in Deutschland: Ein Flickenteppich der Gebühren
In Deutschland weist die Höhe der Kinderbetreuungskosten in Kitas eine auffällige regionale Divergenz auf. Die monatlichen Elternbeiträge variieren zwischen keinem Kostenbeitrag bis hin zu mehreren hundert Euro. Dies ist das Ergebnis verschiedener Studien, die sich mit der Thematik der Kinderbetreuungskosten auseinandergesetzt haben, einschließlich einer Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Die Festlegung der Kitagebühren obliegt in der Regel den Kommunen, die dabei unterschiedliche Kriterien wie das Alter des Kindes, die Betreuungszeit und das Jahreseinkommen der Eltern berücksichtigen. Mit der Einführung des sogenannten Gute-Kita-Gesetzes im Jahr 2019 ist in Deutschland eine Staffelung der Gebühren nach diesen Faktoren vorgeschrieben worden. Die Unterschiede im Bundesländervergleich bleiben dennoch erheblich. Berlin nimmt eine Vorreiterrolle ein, indem die Stadt seit dem Sommer 2018 generell keine Kitagebühren mehr erhebt – unabhängig vom Einkommen der Eltern und der Betreuungsdauer. Weitere Bundesländer wie Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und das Saarland haben ebenfalls Schritte unternommen, um die Betreuungskosten zu reduzieren oder ganz abzuschaffen. Die IW-Studie, die die Gebührenordnungen in allen Städten mit mehr als 250.000 Einwohnern sowie in kleineren Landeshauptstädten auswertete, zeigt auf, dass Familien in einigen Städten für die gleiche Betreuungsleistung deutlich mehr zahlen müssen als in anderen. So zahlen beispielsweise Duisburger Eltern mit einem Jahreseinkommen über 90.000 Euro und einer Betreuungszeit von neun Stunden täglich für ein 18 Monate altes Kind bis zu 630 Euro im Monat. Im Gegensatz dazu ist die Kinderbetreuung in Heilbronn für Kinder ab drei Jahren kostenlos. Auffällig ist auch die Ungleichheit innerhalb einzelner Bundesländer. Während in einigen Städten die Betreuung kostenfrei ist, müssen in anderen Städten je nach Einkommen mehrere hundert Euro im Monat bezahlt werden. In Baden-Württemberg beispielsweise variieren die Kosten für die Kinderbetreuung teils stark, und es gibt keine konkreten Regelungen zur Gestaltung der Gebühren auf Landesebene. Die Studienautoren weisen darauf hin, dass mittlere Einkommensgruppen häufig bis zu einem Zehntel ihres Nettoeinkommens für die Kita aufbringen müssen. Dies könnte für einige Familien abschreckend wirken und dazu führen, dass sie ihre Kinder erst relativ spät in den Kindergarten schicken. Neben den Gebühren können für die Familien weitere Kosten anfallen, etwa für Essen, Bastelmaterial oder Ausflüge. Diese Zusatzkosten werden nicht sozial gestaffelt und können gerade für Familien mit geringem bis mittlerem Einkommen oder mit mehreren Kindern eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellen. Während die politische Diskussion über die Gebührenfreiheit in Kitas weitergeht, bleibt die Qualität der Betreuung ein wichtiger Aspekt. Studien wie die der Bertelsmann Stiftung zeigen, dass die Betreuungsverhältnisse je nach Wohnort erheblich variieren können. So betreut eine Fachkraft in westdeutschen Krippengruppen im Schnitt 3,6 Kinder, während es in ostdeutschen Einrichtungen 6 Kinder sind. Die aktuelle Lage zeigt, dass die Kosten für die Kinderbetreuung in Deutschland ein komplexes Feld darstellen, das von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird und regional sehr unterschiedlich ausfallen kann. Eine bundesweite Vereinheitlichung der Gebühren oder eine vollständige Abschaffung wird weiterhin kontrovers diskutiert, wobei die Auswirkungen auf die Bildungschancen der Kinder und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Vordergrund stehen.
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