19.10.2024
Ein bedeutendes Kirchner-Gemälde im Brücke-Museum: Eine Hommage an jüdische Sammler

Kunst: Kirchner-Werk nach Einigung im Brücke-Museum zu sehen

Das Brücke-Museum in Berlin präsentiert ab dem 1. September 2024 ein bedeutendes Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938). Das Werk mit dem Titel „Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach“, das im Jahr 1913 entstand, wird im Rahmen der Ausstellung „Biografien der Moderne. Sammelnde und ihre Werke“ gezeigt. Diese Ausstellung zielt darauf ab, die Lebensgeschichten jüdischer Sammler und deren Einfluss auf die moderne Kunst in Deutschland zu würdigen.

Die Einigung über den Verbleib des Gemäldes wurde mit der Erbengemeinschaft des jüdischen Kunsthändlers Victor Wallerstein erzielt. Laut Museum wurde eine „faire und gerechte Lösung“ gefunden, die den Washingtoner Prinzipien zur Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern entspricht. Die Finanzierung des Erwerbs wurde durch Mittel des Bundes, des Landes Berlin, der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht.

Victor Wallerstein, der das Gemälde ursprünglich besaß, war ein jüdischer Kunsthändler, der 1936 vor den Nationalsozialisten nach Italien floh. In Florenz war er weiterhin Repressionen ausgesetzt und gezwungen, viele seiner Kunstwerke zu verkaufen, darunter auch das Kirchner-Gemälde. Wallerstein starb im Juli 1944 nach seiner Festnahme durch die SS. Das Gemälde gelangte 1973 aus dem Kunsthandel in den Besitz des Brücke-Museums.

In der neuen Ausstellung werden neben Wallerstein auch sieben weitere jüdische Sammlerinnen und Sammler vorgestellt, deren Werke im Brücke-Museum zu finden sind. Diese Präsentation soll dazu beitragen, die oft vergessenen Geschichten dieser Sammler wieder in das öffentliche Bewusstsein zu rücken und deren bedeutenden Einfluss auf die Kunstszene zu würdigen.

Das Brücke-Museum, das 1967 eröffnet wurde, ist weltweit das einzige Museum, das sich ausschließlich der Kunst der Künstlergruppe „Brücke“ widmet. Die Sammlung umfasst Werke von Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Das Museum hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Provenienzforschung beschäftigt, um die Herkunft seiner Sammlungsstücke zu klären und gegebenenfalls gerechte Lösungen für die Rückgabe von Kunstwerken zu finden.

Die Ausstellung „Biografien der Moderne. Sammelnde und ihre Werke“ wird bis zum 24. November 2024 im Brücke-Museum zu sehen sein. Sie bietet Besuchern die Möglichkeit, nicht nur das Kirchner-Gemälde zu bewundern, sondern auch mehr über die Lebensgeschichten und das Wirken der jüdischen Sammler zu erfahren, die einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der modernen Kunst in Deutschland geleistet haben.

Die Präsentation des Kirchner-Werkes im Brücke-Museum ist ein wichtiger Schritt in der Auseinandersetzung mit der Geschichte der NS-Verfolgung und der Rückgabe von Kunstwerken, die während dieser Zeit verloren gingen. Die Ausstellung bietet eine Plattform für die Reflexion über die Rolle der jüdischen Sammler in der Kunstgeschichte und deren oft tragischen Schicksale während des Nationalsozialismus.

Das Brücke-Museum lädt alle Kunstinteressierten ein, diese bedeutende Ausstellung zu besuchen und sich mit der Geschichte und dem Erbe der jüdischen Sammler auseinanderzusetzen.

Quellen: Zeit Online, Tagesspiegel, Jüdische Allgemeine, Kunst News.

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