Einschränkungen in Kindertagesstätten aufgrund von Personalengpässen setzen erwerbstätige Eltern zunehmend unter Druck. Wie die Zeit basierend auf einer dpa-Meldung berichtet, gab fast die Hälfte der Befragten in einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung an, dass ihre Betreuungseinrichtung in den vorhergehenden drei Monaten zeitweise geschlossen war. Die Studie umfasste 1023 Mütter und Väter und bezog sich primär auf Kitas und Tagespflegeeinrichtungen für Kleinkinder, aber auch in geringerem Maße auf Ganztagsschulen.
Die Dauer der Schließungen variierte: 15,1 Prozent der Befragten erlebten einen Schließungstag, 21,8 Prozent zwei bis fünf Tage, 3,9 Prozent sechs bis zehn Tage und 3,6 Prozent sogar mehr als zehn Tage. Zusätzlich zu kompletten Schließungen berichtete ebenfalls knapp die Hälfte der Befragten von eingeschränkten Betreuungszeiten, beispielsweise durch frühzeitige Abholzeiten.
Wie die Stuttgarter Zeitung berichtete, verdeutlicht ein Fall in Freiburg die Problematik der Virusübertragung in Kitas, selbst bei Einhaltung von Hygienekonzepten. Ein zunächst symptomfreier Erzieher infizierte mehrere Kinder und Kollegen, bevor er selbst positiv getestet wurde. Dieser Fall unterstreicht die Notwendigkeit des Schutzes von Kita-Mitarbeitern, etwa durch Priorisierung bei Impfungen und Bereitstellung von Masken, wie die Diakonie Baden fordert.
Bettina Kohlrausch vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung sieht den Staat in der Pflicht, sowohl den Ausbau von Betreuungsangeboten als auch die Qualität und Zuverlässigkeit bestehender Angebote sicherzustellen. Sie betont, dass die personelle Ausstattung bereits existierender Einrichtungen unzureichend ist. Gut ein Drittel der Befragten, deren Kinder anderweitig betreut werden mussten, gaben an, ihre Arbeitszeit reduziert zu haben. Knapp die Hälfte musste Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen. Verwandte oder Freunde konnten nur in einigen Fällen kurzfristig einspringen.
Wie vom IZA World of Labor hervorgehoben wird, können bestimmte Arbeitsmarktinstitutionen den Verhandlungsspielraum von Beschäftigten schwächen, etwa Konkurrenzschutzklauseln. Diese Klauseln können zwar Investitionen in die Qualifizierung von Beschäftigten fördern, aber auch die freie Arbeitgeberwahl einschränken und somit das Lohnwachstum behindern.
Die Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung zeigte zudem, dass Frauen häufiger als Männer ihre Arbeitszeit reduzierten oder Urlaub nahmen, um die Kinderbetreuung zu gewährleisten. 64 Prozent der betroffenen Väter gaben an, dass ihre Partnerin eingesprungen war, während nur 48 Prozent der Mütter angaben, ihr Partner habe die Betreuung übernommen. Kohlrausch warnt vor einer Vertiefung der Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt durch diese Diskrepanz. Sie fordert Investitionen in Betreuungsangebote und eine Fachkräfteoffensive.
Ein Artikel auf VoxEU beleuchtet die indirekten Auswirkungen unfairen Arbeitgeberverhaltens auf die Arbeitsleistung. Eine Studie zeigte, dass die Ankündigung von Entlassungen die Leistung der verbleibenden Mitarbeiter verringerte, selbst wenn diese nicht direkt betroffen waren. Dies unterstreicht die Bedeutung fairer Personalpraktiken, insbesondere bei Umstrukturierungen.