Der Online-Handel boomt, und mit ihm die Möglichkeit, Käufe schnell und unkompliziert per Mausklick zu tätigen. Diese Bequemlichkeit hat jedoch auch eine Kehrseite: den wachsenden Trend zu Kleinkrediten, insbesondere im Bereich der sogenannten "Buy-Now-Pay-Later"-Angebote. Wie die Schufa, Deutschlands größte Auskunftei, berichtet, steigt die Nachfrage nach diesen Finanzierungsmodellen stetig. Ole Schröder, Vorstandsmitglied der Schufa, bestätigt diesen Trend und betont, dass das Angebot "immer stärker nachgefragt" werde. Die Schufa hat in ihrem "Risiko- und Kreditkompass" aktuelle Daten zu diesem Thema veröffentlicht, die einen detaillierten Einblick in die Entwicklung des Ratenkreditmarktes geben. Wie die Zeit berichtet, "bestärkt das Einkaufen per Mausklick den Trend zu Kleinkrediten" (Zeit Online, 12.11.2024).
Die "Buy-Now-Pay-Later"-Optionen erscheinen für viele Verbraucher attraktiv, da sie den sofortigen Kauf ermöglichen und die Zahlung erst später fällig wird. Oftmals werden diese Finanzierungen sogar zinsfrei angeboten, was die Verlockung zusätzlich erhöht. Schröder von der Schufa stellt fest, dass dieser Trend mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und nicht mehr nur junge Menschen betrifft.
Die aktuellen Daten der Schufa zeigen, dass fast jeder zweite neu abgeschlossene Ratenkredit ein Kleinkredit unter 1.000 Euro ist. Im Jahr 2023 verzeichnete die Auskunftei 4,35 Millionen neue Verträge in dieser Kategorie, ein Anstieg von rund 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während Kleinkredite früher vor allem bei jüngeren Konsumenten beliebt waren, ist die Nachfrage nun auch in den mittleren Altersgruppen deutlich gestiegen, insbesondere im Online-Handel. So stieg die Anzahl der laufenden Ratenkredite unter 1.000 Euro bei den 35- bis 39-Jährigen, den 40- bis 44-Jährigen und den 45- bis 49-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr jeweils um rund 30 Prozent.
Im Gegensatz zu den Kleinkrediten ist bei Krediten über 1.000 Euro ein Rückgang zu verzeichnen. Die Schufa registrierte in dieser Kategorie rund 4,84 Millionen neue Verträge, etwa acht Prozent weniger als im Vorjahr. Diese Entwicklung lässt sich zum Teil auf die gestiegenen Preise und die damit verbundene Zurückhaltung der Verbraucher bei größeren Anschaffungen zurückführen. Auch die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 2023, die Ratenkredite verteuerten, dürften zu diesem Rückgang beigetragen haben.
Insgesamt stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge in Deutschland von 2022 auf 2023 nur minimal um knapp ein Prozent auf fast 9,2 Millionen. Zusammen mit den bereits laufenden Verträgen hatten Banken zum Zeitpunkt der Erhebung gut 19 Millionen Ratenkredite an Verbraucher vergeben.
Die überwiegende Mehrheit der Ratenkredite wird vertragsgemäß bedient. Laut Schufa zahlen Verbraucher in 98,1 Prozent der Fälle pünktlich zurück. Der Anteil der Verträge mit Rückzahlungsproblemen sank sogar von 2,1 Prozent auf 1,9 Prozent. Ole Schröder betont die Stabilität des deutschen Kreditsystems trotz der Krisen der vergangenen Jahre. Gleichzeitig warnt er jedoch vor einem Anstieg der Zahl derjenigen, die erstmals Schwierigkeiten mit der Tilgung haben. Diese Entwicklung sei "keine gute Entwicklung".
Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht und warnen vor den Risiken der leichten Verfügbarkeit von Krediten im Online-Handel. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen weist darauf hin, dass die "Buy-Now-Pay-Later"-Optionen dazu verleiten können, mehr zu kaufen, als man sich leisten kann. Zusätzlich können anfallende Zinsen die Gesamtkosten deutlich erhöhen. Die Verbraucherzentrale rät daher, diese Finanzierungsmodelle nur in Ausnahmefällen zu nutzen.
Wer in Deutschland einen Kredit aufnehmen möchte, muss in der Regel eine Kreditwürdigkeitsprüfung durchlaufen, die häufig eine Bonitätsauskunft der Schufa beinhaltet. Diese Prüfung soll Banken und Sparkassen Informationen über das Rückzahlungsrisiko des Kreditnehmers liefern. Klein- und Kurzzeitkredite bis 200 Euro waren bisher von dieser Prüfung ausgenommen. Mit Inkrafttreten der EU-Verbraucherkreditrichtlinie am 30. Oktober 2023 ändert sich dies jedoch. Künftig soll auch bei der Vergabe solcher Kredite eine Prüfung erfolgen, um Verbraucher, insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen, vor Überschuldung zu schützen. Die EU-Mitgliedstaaten müssen die Vorgaben der Richtlinie bis zum 20. November 2025 in nationales Recht umsetzen.
Quellen:
Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-11/12/einkaufen-per-mausklick-bestaerkt-trend-zu-kleinkrediten
dpa
Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/mehr-ratenkredite-einkaufen-per-mausklick-bestarkt-trend-zu-kleinkrediten-12687863.html
Mindener Tageblatt: https://www.mt.de/weltnews/wirtschaft/wirtschaft-ueberblick/Einkaufen-per-Mausklick-bestaerkt-Trend-zu-Kleinkrediten-23980345.html
Nordschleswiger: https://www.nordschleswiger.dk/de/schleswig-holstein-hamburg/verhandlungsmarathon-metall-und-elektroindustrie