19.10.2024
Kranichzug über NRW Naturschauspiel am Herbsthimmel beginnt

Der Herbst hat Einzug gehalten und mit ihm beginnt ein faszinierendes Naturschauspiel: der alljährliche Kranichzug. Über Nordrhein-Westfalen wurden bereits erste Schwärme gesichtet, die laut trompetend gen Süden ziehen. Wie der NRW-Landesverband des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) mitteilte, waren die eleganten Vögel mit ihren charakteristischen keilförmigen Formationen über dem östlichen Ruhrgebiet sowie über Düsseldorf, Leverkusen und Solingen zu beobachten.

An Tagen mit günstigen Windverhältnissen, so der Nabu, könnten bis zu 50.000 und mehr Kraniche innerhalb kurzer Zeit den Himmel über Nordrhein-Westfalen durchziehen. Derzeit, so schätzt der Naturschutzbund, befänden sich in den Schwärmen zwischen 50 und 200 Tiere. Später in der Hauptflugzeit könnten es sogar bis zu 1.000 Tiere pro Schwarm sein.

Bevor sich die Kraniche auf ihre lange Reise in die Überwinterungsgebiete in Spanien und Portugal begeben, versammeln sie sich an traditionellen Rastplätzen. Zu den bedeutendsten Sammelplätzen in Deutschland zählen das Rhin- und Havelluch, die Ostsee-Boddenküste und die Diepholzer Moorniederung. Dort harren derzeit über 125.000 Kraniche aus, bevor sie sich auf den Weg in den Süden machen.

„Ab Mitte Oktober machen sich bei sonnigem Wetter mit Ostwind Tausende Kraniche von ihren Sammelgebieten in Norddeutschland zeitgleich nach Süden in ihre Überwinterungsgebiete auf den Weg“, erklärte Christian Chwallek, Sprecher des Landesfachausschusses Ornithologie und Vogelschutz im Nabu-Landesverband NRW.

In den frühen Morgenstunden brechen die Kranichschwärme von ihren Rastplätzen auf und fliegen in ihrer charakteristischen V-Formation, die ihnen hilft, Energie zu sparen. Ihre Route führt sie beiderseits am Harz vorbei, über Osnabrück, Hannover und Göttingen, bevor sie das Weserbergland erreichen. Weiter geht es mit einer Geschwindigkeit von rund 80 Stundenkilometern über das östliche Ruhrgebiet und entlang des Rheins bis nach Bonn. Eine weitere Route führt die Kraniche über den Niederrhein und die Eifel. Von dort aus geht es weiter über den Lac du Der-Chantecoq in der Champagne, dem größten französischen Rastplatz für Kraniche, bis in die Überwinterungsgebiete in Spanien und Portugal.

Der Hauptgrund für den kräftezehrenden Flug ist Nahrungsmangel. Kraniche ernähren sich hauptsächlich von pflanzlicher Kost wie Wurzeln, Knollen und Sämereien, die im Herbst knapp werden. Bis Mitte November, so die Erfahrungswerte des Nabu, ist der Hauptdurchzug der Kraniche in der Regel abgeschlossen. Bis dahin können Naturfreunde noch das beeindruckende Schauspiel am Himmel bewundern und den durchdringenden Trompetenrufen der Kraniche lauschen, die kilometerweit zu hören sind.

Quelle: ZEIT ONLINE

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