18.11.2024
Kreml kritisiert mögliche US-Raketenlieferung an die Ukraine

Der Kreml hat die mutmaßliche Freigabe von US-Raketen für ukrainische Angriffe auf russisches Gebiet scharf kritisiert und als weitere Eskalationsstufe im Krieg bezeichnet. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, sollte die Entscheidung, dem „Kiewer Regime“ den Einsatz dieser Raketen zu erlauben, tatsächlich gefallen sein, stelle dies eine „neue Windung der Eskalationsspirale“ dar. Es handle sich um eine „qualitativ neue Lage hinsichtlich der Verwickelung der USA in den Konflikt“, so Peskow. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sieht der Kreml in der Freigabe der Raketen eine direkte Beteiligung der USA am Konflikt. Peskow wiederholte zudem die bereits von Präsident Putin geäußerte Behauptung, dass nicht die Ukraine, sondern die Staaten, die die Waffen liefern und deren Zielprogrammierung übernehmen, für die Angriffe verantwortlich seien. Die Süddeutsche Zeitung zitiert Peskow mit den Worten, die Zielprogrammierung und sonstige Versorgung übernähmen nicht ukrainische Militärs, sondern Spezialisten aus westlichen Ländern.

US-Medienberichten zufolge hat der scheidende Präsident Joe Biden der Ukraine erstmals die Nutzung taktischer Raketen des Typs ATACMS mit einer Reichweite von mehreren hundert Kilometern gegen Ziele in Russland gestattet. Diese Raketen sollen der Ukraine vor allem bei der Verteidigung des von ihr gehaltenen Gebiets in der russischen Region Kursk helfen, wo eine Gegenoffensive russischer und möglicherweise auch nordkoreanischer Truppen erwartet wird. Peskow betonte, der Kreml verfüge bislang nur über die Informationen aus den US-Medienberichten. Wie blue News berichtet, stellte Peskow klar, dass der Kreml dazu bislang nicht mehr wisse, als US-Medien berichteten.

Die Tagesschau berichtet über die Reaktionen aus der Ukraine und anderen Ländern. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich in seiner abendlichen Videoansprache indirekt zu den Berichten. Er betonte, Angriffe würden nicht mit Worten geführt und „die Raketen werden für sich selbst sprechen“. Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski begrüßte die Entscheidung Bidens und erklärte, das Opfer einer Aggression habe das Recht, sich zu verteidigen. In Russland hingegen stieß die Nachricht auf heftige Kritik. Leonid Sluzki, Vorsitzender des Ausschusses für Internationale Angelegenheiten in der Staatsduma, warnte vor einer ernsthaften Eskalation mit weitreichenden Folgen. Wladimir Jabarow, der erste stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Internationale Angelegenheiten des russischen Föderationsrates, sprach sogar von der Gefahr eines Dritten Weltkriegs. Die Tagesschau zitiert Jabarow mit den Worten, die Genehmigung sei ein beispielloser Schritt, der zum Beginn des Dritten Weltkriegs führen könnte.

Wie 20 Minuten berichtet, drohte ein russischer Abgeordneter im Staatssender «Russland 1» mit der Zerstörung der USA. Die russische Regierung hat sich bislang nicht offiziell zu den Berichten geäußert. Putin hatte jedoch bereits im September gewarnt, dass die Zustimmung des Westens zu einem solchen Schritt eine direkte Beteiligung der NATO-Staaten am Krieg bedeuten würde.

Quellen:

- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/politik/ukraine-krieg-newsblog-stromversorgung-abschaltungen-peskow-usa-lux.DmJgjRdBoqmnzSLrkFN33e

- blue News: https://www.bluewin.ch/de/news/international/kreml-sieht-usa-durch-raketen-freigabe-in-krieg-verwickelt-2451157.html

- Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/reaktionen-waffenfreigabe-ukraine-100.html

- 20 Minuten: https://www.20min.ch/story/ukraine-krieg-russland-greift-ukraine-massiv-an-stromausfaelle-und-tote-453678534597

- Weitere Quellen, die aufgrund von Zugriffsbeschränkungen nicht direkt zitiert werden konnten: finanzen.net, finanznachrichten.de, handelsblatt.com, tagesspiegel.de, noz.de

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