Außenminister Sergej Lawrow hat in einem Interview mit dem US-Journalisten Tucker Carlson die Bereitschaft Russlands unterstrichen, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um eine, aus russischer Sicht, "strategische Niederlage" im Ukraine-Krieg zu verhindern. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, Lawrow habe die Annahme des Westens, Russland habe keine roten Linien oder verschiebe diese ständig, als "gravierenden Fehler" bezeichnet. Er betonte den Wunsch Russlands, einen Atomkrieg zu vermeiden, bekräftigte aber die Bereitschaft für "alle Eventualitäten" und favorisierte eine friedliche Lösung durch Verhandlungen. Das Interview wurde auf der Plattform X veröffentlicht.
Tagesschau zufolge fallen Lawrows Äußerungen mit der Bundestagsdebatte über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine zusammen. Die FDP befürwortet die Lieferung, während Bundeskanzler Olaf Scholz ablehnend ist. Mit den Marschflugkörpern könnte die Ukraine militärische Ziele weit hinter der Frontlinie angreifen.
Lawrow erwähnte im Interview auch den jüngsten Einsatz einer neuartigen Hyperschallrakete durch Russland, der dem Westen die Fähigkeiten Moskaus verdeutlichen solle. MDR Aktuell berichtet, er hoffe, dass die westlichen Länder die Bedeutung dieses Signals verstünden. Sollten die westlichen Länder "nicht die notwendigen Schlüsse" ziehen, würden weitere Botschaften folgen, so Lawrow. Gleichzeitig betonte er erneut, dass Russland keine Eskalation der Situation anstrebe.
Die Stuttgarter Zeitung berichtet, Lawrow habe im Interview den Westen für den Krieg verantwortlich gemacht und behauptet, Russland kämpfe lediglich für seine "legitimen Sicherheitsinteressen". Er kritisierte den Westen für dessen Streben nach "globaler Hegemonie".
Wie Web.de berichtet, hatte Präsident Putin im April 2022 ein Dekret erlassen, das westliche Kunden verpflichtete, für russisches Gas in Rubel auf ein Konto der Gazprombank einzuzahlen. Dieses Dekret wurde nun modifiziert, um die US-Sanktionen gegen die Gazprombank zu umgehen. Zahlungen können künftig über eine beliebige "autorisierte Bank" abgewickelt werden. Diese Änderung soll den Gasverkauf an EU-Länder wie Ungarn und die Slowakei vereinfachen.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet außerdem über die Ernennung eines neuen Gouverneurs in der Region Kursk durch Präsident Putin. Duma-Abgeordneter Alexander Chinstein ersetzt Alexej Smirnow, der erst im Mai ernannt worden war. Putin begründete die Entscheidung mit der Notwendigkeit von "Krisenmanagement" in der Region, die im Sommer teilweise von ukrainischen Truppen besetzt war.
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