25.1.2025
Leokadia Justmans Überlebenskampf in Innsbruck
Leokadia Justman: Eine Innsbrucker Holocaust-Überlebensgeschichte

Leokadia Justman: Eine Innsbrucker Holocaust-Überlebensgeschichte

Leokadia Justman, geboren 1922 in Łódź, Polen, überlebte den Holocaust dank einer Flucht von Polen nach Österreich und der Hilfe couragierter Innsbrucker. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, begann ihre Odyssee 1939 mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, der die Auswanderungspläne ihrer Familie nach Australien zunichtemachte. Die Familie floh von Łódź aufs Land, doch der Tod der Großmutter durch einen Bombenangriff zwang sie zur Rückkehr. Über Łowicz und das Warschauer Ghetto gelangten sie schließlich in ein Arbeitslager, von wo aus Leokadias Mutter nach Treblinka deportiert wurde. "Ich habe dir das Leben geschenkt, meine Kleine, und ich will, dass dieses Leben weitergeht", waren laut FAZ die Abschiedsworte ihrer Mutter. Mit gefälschten Papieren als katholische Polin gelang Leokadia, die sich nun "Lotte Gralinska" nannte, mit ihrem Vater und anderen jüdischen Flüchtlingen die Flucht nach Seefeld in Tirol. Sie hofften auf eine Flucht in die Schweiz, die sich jedoch als unmöglich erwies. In Seefeld fanden Leokadia und eine Freundin Arbeit in einem Gasthaus, wo sie jedoch Ausbeutung und Diskriminierung erlebten. Später arbeitete Leokadia mit ihrem Vater in einer Textilfabrik in Innsbruck. Dort fand sie Unterkunft bei Anna Lechner, deren Mann, ein Polizist, im KZ Dachau umgekommen war. Wie die FAZ weiter berichtet, flog die Gruppe der jüdischen Flüchtlinge nach knapp einem Jahr durch eine Kombination aus Leichtsinn, Eifersucht und Verrat auf. Zwei der Flüchtlinge hatten sich einer polnischen Widerstandsgruppe angeschlossen und wurden von einem Spitzel verraten. Im März 1944 wurden alle verhaftet. Leokadias Vater wurde im Gestapolager Reichenau ermordet. Sie selbst kam mit ihrer Freundin Marysia Fuchs ins Innsbrucker Polizeigefängnis. Dort erlebten sie Drohungen und Todesangst, wurden aber auch von einigen Gefängnismitarbeitern wohlwollend behandelt. So konnten sie in der Gefängnisküche arbeiten und entgingen so den Transporten. Die FAZ schildert, wie Leokadia und Marysia im Januar 1945 nach einem Bombenangriff aus dem Gefängnis flohen. Unterstützt wurden sie dabei von den Polizisten Rudolf Moser und Anton Dietz, die ihnen gefälschte Ausweise besorgten. Mit neuer Identität gelangten sie nach Salzburg, wo sie bis Kriegsende als Dienstmädchen arbeiteten. Das Forschungsprojekt "Leokadia Justmans Überlebensgeschichte" der Universität Innsbruck, wie auf deren Webseite beschrieben, erforscht die Erinnerungen Justmans, die 2003 in den USA unter dem Titel "In Quest for Life" veröffentlicht wurden. Das Projekt hat Zugang zu umfangreichem Quellenmaterial, darunter Justmans ursprüngliche polnische Aufzeichnungen von 1945/46 und eine englische Fassung von 1963. Wie die Universität Innsbruck berichtet, zeigen die bisherigen Ergebnisse ein hohes Maß an Authentizität der Erinnerungen. Viele Details konnten durch Polizeiakten und andere Quellen verifiziert werden. Wie Erinnern.at berichtet, wird die Geschichte von Leokadia Justman in einer Ausstellung im Tiroler Landhaus erzählt. Die Ausstellung basiert auf Justmans autobiografischem Bericht, der 2025 unter dem Titel "Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol" beim Tyrolia Verlag erschienen ist, wie auf der Verlagswebseite zu lesen ist. Die Ausstellung und das dazugehörige Rahmenprogramm beleuchten das Leben und Überleben Justmans in Tirol und würdigen die Menschen, die ihr halfen. Acht dieser Helfer wurden laut FAZ von Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" geehrt. Die Geschichte von Leokadia Justman ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Schrecken des Holocaust und gleichzeitig ein Zeugnis für Mut, Widerstand und Menschlichkeit inmitten der Dunkelheit.

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