Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat kurz vor dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz mehr Mittel für eine neue Erinnerungskultur gefordert. Wie die Zeit berichtete, schrieb Habeck in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel, es müsse ein neuer Anlauf unternommen werden, "die Notwendigkeit der Erinnerung zu begründen und das 'Nie wieder' zu erklären". Dafür seien "auf absehbare Zeit eher mehr Ressourcen als weniger" nötig. Die Zeit zitiert Habeck weiter mit den Worten, dass es 80 Jahre nach der systematischen Ermordung von Jüdinnen und Juden kaum noch Zeitzeugen gebe. Deutschland stehe "heute vor der erneuten Aufgabe, die Erinnerung wachzuhalten".
Wie evangelisch.de berichtet, wird Habeck Teil einer hochrangigen deutschen Delegation sein, die am Montag an der zentralen Gedenkfeier in Polen teilnimmt. Neben ihm werden auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an der Zeremonie teilnehmen. Evangelisch.de gab zudem an, dass auf Einladung Steinmeiers auch mehrere Auschwitz-Überlebende an Bord des Regierungsflugzeugs nach Auschwitz reisen werden.
Habeck bezog sich in seinem Gastbeitrag auch auf seine eigene Familiengeschichte. Wie die Zeit berichtet, schrieb er: "Mein Urgroßvater war ein als Kriegsverbrecher verurteilter SS-Brigadeführer und mein Großvater war Obersturmführer der SA. Ich habe mich mit ihrer Schuld auseinandergesetzt und mit meiner Großmutter darüber geredet". Diese persönliche Auseinandersetzung habe sein politisches Denken mitgeprägt.
Wie die Zeit weiter ausführt, kritisierte Habeck auch die zunehmende Verdrehung historischer Tatsachen. Er schrieb, dass nach einer Phase ernsthafter gesellschaftlicher Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nun eine Situation entstanden sei, "in der die Geschichte geklittert und verdreht, Begriffe umgedeutet werden, und diese Verdrehung ohne Gegencheck und unwidersprochen ihre Kanäle zu Bürgern findet".
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