Die Frage nach staatlich geregelten Milchverträgen spaltet die deutsche Landwirtschaft. Während einige Verbände und Umweltorganisationen sich von verbindlichen Verträgen zwischen Molkereien und Milchbauern mehr Planungssicherheit und höhere Erzeugerpreise erhoffen, fürchten andere eine übermäßige Bürokratisierung und Marktverzerrung. Wie die Zeit, unter Berufung auf die DPA, berichtet, stand das Thema Anfang 2025 erneut auf der Agenda des EU-Agrarats in Brüssel. Ein Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, dass in allen Mitgliedsstaaten schriftliche Verträge über Liefermenge, Preis, Qualität und Vertragsdauer abgeschlossen werden müssen.
Deutschland bremst diese Initiative jedoch aus. Wie die Zeit weiter meldet, legte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zwar bereits einen entsprechenden Verordnungsentwurf vor, dieser erreichte aber bisher weder das Kabinett noch den Bundesrat. Der Landvolk-Vizepräsident Frank Kohlenberg befürwortet diese Zurückhaltung. Er sieht in der Vertragspflicht eine „Knebelung“ der Milchbauern, die so nicht mehr flexibel auf Marktveränderungen reagieren könnten, wie beispielsweise Hochpreisphasen am Weltmarkt. Diese Aussage wurde von der DPA, wie von der Zeit wiedergegeben, zitiert.
Auf der anderen Seite stehen Verbände wie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Bund deutscher Milchviehhalter (BdM), die die Vertragspflicht befürworten. Gemeinsam mit Umweltorganisationen fordern sie, so SAT.1 Regional, Kanzler Olaf Scholz (SPD) in einem offenen Brief dazu auf, sich für die Regelung stark zu machen. Sie erhoffen sich auskömmlichere Erzeugerpreise und eine bessere Regulierung der Milchmenge. Der niedersächsische AbL-Landesvorsitzende Ottmar Ilchmann kritisiert, dass die derzeitigen Erzeugerpreise oft unter der Kostendeckungsschwelle lägen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), ebenfalls unter Berufung auf die DPA, berichtet.
Der Bauernverband und das Landvolk sehen hingegen keine Notwendigkeit für eine staatliche Regelung. Wie die Grafschafter Nachrichten unter Berufung auf die DPA berichten, könnten Landwirte, die Mitglied einer Molkereigenossenschaft sind, bereits jetzt Verträge anregen. Die geringe Nachfrage zeige jedoch, dass kein Bedarf bestehe. Eine Sprecherin des Landvolks befürchtet zudem, dass die Molkereien durch die Vertragspflicht tendenziell niedrigere Erzeugerpreise anbieten würden, um sich gegen Marktschwankungen abzusichern. Dies würde den Landwirten bei steigender Nachfrage die Vorteile von höheren Preisen vorenthalten.
Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-01/26/landwirte-uneins-ueber-staatlich-geregelte-milchvertraege
https://www.sat1regional.de/newsticker/landwirte-uneins-ueber-staatlich-geregelte-milchvertraege/
https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/landwirte-uneins-ueber-staatlich-geregelte-milchvertraege-110255574.html
https://www.gn-online.de/niedersachsen/landwirte-uneins-ueber-staatlich-geregelte-milchvertraege-563828.html