Berlin - Wie die Zeit am 04.10.2024 berichtete, übernimmt der Unternehmer Dirk Möhrle ab November alle Anteile am Suhrkamp Verlag. Damit wird er alleiniger Inhaber des renommierten Verlagshauses, das seit Jahrzehnten das geistige und kulturelle Leben Deutschlands prägt. Bereits seit 2015 hält Möhrle 39 Prozent der Anteile. Er fühle sich geehrt, dass die bisherigen Aktionäre ihm diese bedeutende Aufgabe anvertrauen, so Möhrle.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte zuvor über den bevorstehenden Wechsel berichtet. Demnach ziehen sich die Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung unter dem Vorsitz von Ulla Unseld-Berkéwicz sowie die Familie Ströher zum 31.10.2024 aus dem Unternehmen zurück.
Für Ulla Unseld-Berkéwicz (75), Witwe des 2002 verstorbenen Verlegers Siegfried Unseld, markiert der Schritt einen Abschied. Es sei an der Zeit, die Verantwortung, die ihr durch ihren Mann zugefallen sei, abzugeben. Ihre Arbeit und die der Familienstiftung fänden mit dem 100. Geburtstag Siegfried Unselds ihren Abschluss. Sie wünsche dem Verlag, den Autoren und Mitarbeitern alles Gute und Möhrle eine glückliche Hand.
Dirk Möhrle betonte die große Verantwortung, die mit der Leitung des Verlags einhergehe. Er wolle diese Herausforderung mit Freude und Zuversicht annehmen. Suhrkamp sei zum Inbegriff literarischer Qualität in Deutschland geworden und habe die jüdische Geistestradition gepflegt, fortgesetzt und erneuert.
Gegründet wurde der Suhrkamp Verlag 1950 von Peter Suhrkamp in Frankfurt am Main. Mit seinen markanten, regenbogenfarbenen Büchern prägte der Verlag über Jahrzehnte das gesellschaftliche Klima in Deutschland. 2010 zog das Unternehmen nach Berlin.
Nach dem Tod des Gründers 1959 übernahm Siegfried Unseld die Leitung. Unter seiner Führung wurde der Verlag zur Heimat bedeutender Autoren wie Hermann Hesse, Bertolt Brecht, Martin Walser, Ingeborg Bachmann und Christa Wolf. Auch Peter Handke, Peter Sloterdijk, Jürgen Habermas, Judith Butler, Annie Ernaux und Uwe Tellkamp gehören zum Programm.
Nach Siegfried Unselds Tod im Jahr 2002 übernahm seine Witwe Ulla Unseld-Berkéwicz die Führung des Verlags. Wenig später sah sich das Haus mit einem der spektakulärsten Verlagsstreitigkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte konfrontiert.
Gegen den Willen von Unseld-Berkéwicz übernahm der Hamburger Medienunternehmer Hans Barlach, Enkel des expressionistischen Bildhauers Ernst Barlach, im Jahr 2006 Anteile am Verlag. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit. Zu den Ergebnissen zählten der Umzug nach Berlin, die Umwandlung in eine AG und die Entmachtung Barlachs, der 2015 verstarb. Mit dem Einstieg von Dirk Möhrle kehrte Ruhe im Hause Suhrkamp ein.
Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-10/04/moehrle-uebernimmt-suhrkamp-komplett-unselds-witwe-hoert-auf
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