19.10.2024
Neue App unterstützt Jugendliche im Umgang mit Mediensucht

App Res@t soll bei Behandlung von Mediensucht helfen

In der heutigen digitalen Welt sind soziale Medien, Online-Spiele und Streaming-Dienste für viele junge Menschen unverzichtbare Bestandteile des Alltags. Diese Technologien bieten Unterhaltung und soziale Interaktion, können jedoch auch zu problematischem Konsum führen, der in einigen Fällen als Mediensucht oder medienbezogene Störung (MBS) klassifiziert wird. In Hessen wird derzeit ein neues App-basiertes Trainingsprogramm getestet, das darauf abzielt, Kindern und Jugendlichen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu helfen.

Das Res@t-Programm

Das Therapiekonzept „Res@t“ wird in vier Vitos Kinder- und Jugendambulanzen für psychische Gesundheit in Eltville, Wiesbaden, Idstein und Kelkheim erprobt. Es handelt sich um eine bundesweite Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, die sich mit der Behandlung von medienbezogenen Störungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren beschäftigt. Das Programm umfasst ein zehnwöchiges digitales Training, das über eine App auf Smartphones oder Tablets zugänglich ist.

Fabian Fuchs, leitender Psychologe der Vitos Kinder- und Jugendambulanz in Idstein, beschreibt die Problematik: „Es wird problematisch, wenn es für die Betroffenen schwierig wird, das Smartphone oder Tablet zur Seite zu legen, etwa wenn Hausaufgaben erledigt werden müssen.“ Oftmals führen übermäßige Mediennutzung und das Vermeiden alltäglicher Aufgaben zu Konflikten innerhalb der Familie.

Warnsignale und Symptome

Die Mediensucht wird in drei Hauptbereiche unterteilt: Spielen, Social Media und Streaming. Daniel Sammet, leitender Arzt der Vitos Kinder- und Jugendambulanz in Wiesbaden, erklärt, dass ein wesentliches Merkmal der Mediensucht der Verlust der Kontrolle über die Nutzung ist. Warnsignale können häufige Streitigkeiten über Bildschirmzeiten oder das Vernachlässigen von Hobbys aufgrund übermäßiger Mediennutzung sein.

Ziele der Res@t-App

Die Res@t-App soll die Patienten nicht nur während der Therapie unterstützen, sondern auch dazu beitragen, die negativen Auswirkungen des übermäßigen Medienkonsums zu reduzieren. Zu den Zielen gehören die Stärkung der sozialen Fähigkeiten, die Verbesserung der Stressbewältigung und die Förderung eines gesunden Lebensstils, einschließlich geregelter Schlafzeiten. Ein weiterer Aspekt des Programms sind sogenannte handyfreie Räume, in denen die gesamte Familie auf die Nutzung von Smartphones verzichtet.

Einbeziehung der Eltern

Ein besonderes Merkmal von Res@t ist die aktive Einbeziehung der Eltern in den Therapieprozess. Fuchs betont, dass die App genau das Medium nutzt, das für die Probleme verantwortlich ist, was den Einstieg in die Therapie erleichtern kann. Es gehe nicht darum, die Mediennutzung vollständig zu verbieten, sondern einen kontrollierten Umgang zu fördern. Die Inhalte der App basieren auf bewährten therapeutischen Strategien zur Behandlung von medienbezogenen Störungen.

Studienverlauf und Teilnehmer

Die Vitos Einrichtungen nehmen seit März 2024 an der Studie teil, und die Teilnehmerzahl liegt mittlerweile im zweistelligen Bereich. Das Forschungsprojekt wird bis August 2025 laufen und soll bei erfolgreicher Evaluation deutschlandweit zugänglich gemacht werden. Insgesamt sind 22 Partner an der Studie beteiligt, darunter fünf in Hessen, und aktuell nehmen etwa 100 Probanden teil.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie

Experten berichten, dass die pathologische Nutzung digitaler Medien in den letzten Jahren, insbesondere durch die Corona-Pandemie, zugenommen hat. Schätzungen zufolge entwickeln etwa sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland Symptome einer medienbezogenen Störung. Oft sind diese Störungen nicht isoliert, sondern gehen mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Ängsten einher.

Fazit

Das Res@t-Programm stellt einen innovativen Ansatz zur Behandlung von Mediensucht bei Jugendlichen dar. Durch die Kombination von digitalem Training und der Einbeziehung der Eltern wird versucht, einen gesunden Umgang mit digitalen Medien zu fördern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Ergebnisse der laufenden Studie könnten entscheidend dazu beitragen, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit medienbezogenen Störungen in Deutschland zu optimieren.

Die Entwicklung und Implementierung solcher Programme ist besonders wichtig, da die Nutzung digitaler Medien in der heutigen Gesellschaft immer weiter zunimmt. Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich das Res@t-Programm sein wird und welche langfristigen Auswirkungen es auf die Behandlung von Mediensucht haben könnte.

Quellen: FAZ, fr.de, DAK.

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