Die geplante Reform des Jagdrechts in Niedersachsen sorgt für anhaltende Diskussionen und Proteste. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen vor allem Tierschutzfragen und die Ausbildung von Jagdhunden. Wie die Zeit, unter Berufung auf eine Meldung der dpa, berichtet, kritisiert der Präsident der Landesjägerschaft, Helmut Dammann-Tamke, die geplanten Änderungen als "wirklichkeitsfremd und unnötig". Er argumentiert, das niedersächsische Jagdgesetz sei erst 2022 aktualisiert worden und es bestehe kein Anlass für erneute Änderungen. Besonders die geplanten Einschränkungen bei der Jagdhundeausbildung würden eine "rote Linie" überschreiten.
Ein Kernpunkt des Streits ist die Ausbildung von Jagdhunden mit lebenden Tieren. Wie Wildtierschutz Deutschland berichtet, plant die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) zu prüfen, ob bei der Ausbildung in Fuchsbauten Dummys anstatt lebender Füchse eingesetzt werden können. Staudte verweist dabei auf Dänemark, wo diese Methode bereits praktiziert wird. Auch für die Hundeausbildung mit lebenden Enten sollen Alternativen geprüft werden.
Dammann-Tamke betont hingegen, das bisherige Vorgehen sei tierschutzkonform und essenziell für die Ausbildung fähiger Jagdhunde. Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) berichtet, argumentiert er, in der Ausbildung müsse geprüft werden, ob die Hunde die notwendigen Anlagen mitbringen. Dafür sei die Begegnung mit Wildtieren wie Schwarzwild, Füchsen und Enten unerlässlich. Hunde seien seiner Ansicht nach intelligent genug, um Attrappen zu erkennen.
Ein weiterer Streitpunkt betrifft den Abschuss verwilderter Katzen. Dammann-Tamke verweist auf Schätzungen des Landestierschutzbeauftragten, die von rund 200.000 verwilderten Katzen in Niedersachsen ausgehen. Wie die dpa meldet, sieht er darin erhebliche Risiken für die heimische Tierwelt. Ein bloßes Einfangen der Katzen sei keine Lösung, da die Tierheime bereits überfüllt seien. Ministerin Staudte hingegen spricht, laut dpa, von "Desinformation" und verteidigt den Entwurf als Fortschritt für den Tierschutz.
Wie Wildtierschutz Deutschland weiter ausführt, hat die Landesjägerschaft zu Protesten in Hannover aufgerufen. Auch der Landestierschutzbund hat eine Demonstration angekündigt. Die Kontroverse um die Jagdreform in Niedersachsen verdeutlicht die unterschiedlichen Positionen von Jägern und Tierschützern und die Schwierigkeit, einen Kompromiss zwischen den verschiedenen Interessen zu finden. Das niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz betont auf seiner Webseite die Bedeutung der Jagd für die waldbauliche Steuerung und den Ausgleich der Interessen von Naturschutz, Tierschutz und Jagd.
Verwendete Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-01/30/landesjaegerschaft-jagdreform-ist-wirklichkeitsfremd
https://www.wildtierschutz-deutschland.de/single-post/niedersachsen-verbot-ausbildung-jagdhunden-an-lebenden-wildtieren
https://www.haz.de/der-norden/neues-jagdgesetz-in-niedersachsen-jaeger-praesident-dammann-tamke-erklaert-seine-kritik-ZNXKDXZL4ZG77LJUASV4HQFAHY.html
https://www.ml.niedersachsen.de/startseite/themen/wald_holz_jagd/jagd_in_niedersachsen/jagd-in-niedersachsen-5138.html