Die norwegische Minderheitsregierung ist aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Energiepolitik und deren Beziehung zur EU zerbrochen. Wie die F.A.Z. berichtet, verließ die Zentrumspartei die Koalition unter Führung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. Auslöser war der Streit über die Unterzeichnung von EU-Richtlinien zum Thema saubere Energie und die damit verbundene stärkere Integration Norwegens in den europäischen Energiemarkt.
Wie die F.A.Z. weiter ausführt, befürwortet Støres Arbeiterpartei die Unterzeichnung von drei zentralen EU-Richtlinien, die unter anderem die Förderung erneuerbarer Energien und die Energieeffizienz von Gebäuden betreffen. Støre argumentierte laut F.A.Z. auch mit einem drohenden Handelskonflikt mit den USA, sollte Norwegen die Richtlinien nicht umsetzen. Die EU-kritische Zentrumspartei lehnte die Pläne jedoch ab.
Der Vorsitzende der Zentrumspartei, Finanzminister Trygve Slagsvold Vedum, begründete den Austritt seiner Partei laut F.A.Z. mit dem Wunsch, die norwegische Strompolitik zu ändern und niedrigere, stabilere Strompreise im Land zu erreichen. Vedum betonte laut F.A.Z. außerdem, dass Norwegen „nicht noch mehr Macht an die EU abgeben“ solle. Er bezeichnete den europäischen Strommarkt als „dysfunktional“ und forderte mehr Stabilität und die „Kontrolle zurückzugewinnen“, wie die F.A.Z. ebenfalls berichtete.
Der Spiegel beleuchtete bereits 2020 die komplexen Zusammenhänge zwischen Norwegens Rolle als bedeutender Öl- und Gasproduzent und seinen Klimazielen. Norwegen, das 95% seines Stroms aus Wasserkraft gewinnt, exportiert den Großteil seiner fossilen Energieträger. Trotz des Engagements in internationalen Klimaverhandlungen und Investitionen in den Waldschutz, beispielsweise in Indonesien, steht das Land aufgrund der fortlaufenden Ölförderung in der Kritik. Die Regierung argumentiert laut Spiegel, dass die Förderung in Norwegen im internationalen Vergleich besonders klimafreundlich sei, da der benötigte Strom größtenteils aus Wasserkraft stammt.
Wie die F.A.Z. berichtet, ist Norwegen durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zum wichtigsten Energielieferanten Deutschlands geworden. Im Jahr 2024 stammten 48 Prozent der deutschen Gasimporte aus Norwegen. Gleichzeitig stiegen die Strompreise auch in Norwegen stark an, was im Land zu Unmut führte.
Vorgezogene Neuwahlen sind laut F.A.Z. nicht vorgesehen. Es wird erwartet, dass Støre bis zur regulären Parlamentswahl im Herbst eine noch kleinere Minderheitsregierung bilden wird, die ausschließlich aus Mitgliedern seiner Arbeiterpartei besteht. Diese wird dann noch stärker auf die Unterstützung anderer Fraktionen angewiesen sein.
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