Bayern wird seine selbstgesteckten Ziele für den Ausbau des ökologischen Landbaus voraussichtlich deutlich verfehlen. Wie die Zeit berichtet, belegt der Agrarbericht 2024 für das Jahr 2023 eine ökologisch bewirtschaftete Fläche von 420.037 Hektar. Dies entspricht 13,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche und stellt zwar einen Anstieg gegenüber 2021 (408.429 Hektar) dar, lässt das Ziel von 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 jedoch in weiter Ferne erscheinen.
Scharfe Kritik an der Staatsregierung kommt von der ÖDP. Agnes Becker, Landesvorsitzende der ÖDP und Initiatorin des Volksbegehrens "Rettet die Bienen", wirft Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) laut dpa vor, das durch das Volksbegehren gesetzlich verankerte Ausbauziel nicht ernst zu nehmen. Becker kritisiert insbesondere die fehlende verbindliche 30-Prozent-Bio-Quote bei Lebensmitteleinkäufen öffentlicher Einrichtungen, die derzeit bei etwas über einem Prozent liegt. Sie sieht darin eine Missachtung des Naturschutzgesetzes und der 1,7 Millionen Unterstützer des Volksbegehrens.
Auch der Bund Naturschutz (BN) erhebt schwere Vorwürfe. BN-Landesbeauftragter Martin Geilhufe wirft der Politik vor, das Scheitern der Ziele billigend in Kauf zu nehmen. Er bemängelt bürokratische Hürden und fehlende Planungssicherheit für die Landwirte, beispielhaft nennt er den Wegfall der Förderung für den Humusaufbau, der viele Betriebe "kalt erwischt" habe. Geilhufe fordert laut einer BN-Pressemitteilung konkrete Maßnahmen zur Unterstützung bestehender Biobetriebe und zur Umstellung konventioneller Landwirtschaft auf ökologischen Landbau.
Um das 30-Prozent-Ziel zu erreichen, müsste die Ökolandbaufläche jährlich um etwa 60.000 Hektar wachsen. Ein solcher Zuwachs wurde bisher noch nie erreicht. Der BN bewertet die bayerische Agrarpolitik als nicht zukunftsfähig. Geilhufe kritisiert, dass vor allem große landwirtschaftliche Betriebe von den aktuellen Bedingungen profitierten, während der Ausbau des Ökolandbaus und regionaler Vermarktungsstrukturen zu langsam voranginge.
Landwirtschaftsministerin Kaniber weist die Kritik zurück. Sie verweist auf Bayerns bundesweite Spitzenposition im Ökolandbau und die umfangreiche Förderung von Biobetrieben. Laut Kaniber machten staatliche Zahlungen in den letzten beiden Jahren 65 Prozent des Gewinns von Ökobetrieben aus, verglichen mit 42 Prozent bei konventionellen Betrieben. Sie betont die Bedeutung der Verbrauchernachfrage und lehnt eine planwirtschaftliche Steuerung der Landwirtschaft ab.
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