Die Ankündigung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, für das Amt des Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg kandidieren zu wollen, wird von der Grünen Jugend mit Zurückhaltung aufgenommen. Wie die Zeit berichtet, mahnt der Parteinachwuchs zur Vorsicht und fordert ein klares Bekenntnis zu den grünen Werten. Die Grüne Jugend in Baden-Württemberg betont, dass politische Entscheidungen über Personalien hinausgehen. "Politik ist mehr als nur einzelne Personalentscheidungen. Cem Özdemir muss beweisen, dass er auch bei Gegenwind für die Werte und Beschlüsse der Partei eintritt", erklärte Tim Bühler, Landeschef der Grünen Jugend Baden-Württemberg, laut einer Mitteilung. Ein "Alleingang" Özdemirs und ein Abdriften der Partei nach rechts werde man nicht akzeptieren, so Bühler. Ähnliche Bedenken äußerte die Grüne Jugend bereits vor einem Monat auf Bundesebene, als der gesamte Bundesvorstand aufgrund von Differenzen über die politische Ausrichtung zurücktrat. Auch die Süddeutsche Zeitung berichtete über die zurückhaltende Reaktion der Grünen Jugend auf Özdemirs Ambitionen.
Tamara Stoll, Co-Landesvorsitzende der Grünen Jugend, fordert nach 15 Jahren unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann "neue Ideen für die Menschen im Land". Besonders junge Menschen müssten das Gefühl haben, politisch wahr- und ernstgenommen zu werden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) veröffentlichte ebenfalls eine Meldung der dpa zu diesem Thema.
Während die Grüne Jugend ihre Vorbehalte äußert, erhält Özdemir Unterstützung aus den Reihen der Bundesregierung. Außenministerin Annalena Baerbock bezeichnete Özdemir gegenüber der Bild-Zeitung als "den Besten aus dem Ländle fürs Ländle". Die Heidenheimer Zeitung zitierte Baerbocks Äußerung.
Die Reaktionen auf Özdemirs Kandidatur zeigen die Spannungen innerhalb der Partei zwischen dem etablierten Flügel und dem jüngeren, progressiven Nachwuchs. Es bleibt abzuwarten, wie Özdemir auf die Forderungen der Grünen Jugend reagieren und wie er seine Position im Wahlkampf gestalten wird.
