Die zunehmende Verschuldung durch Onlineshopping, insbesondere bei jungen Menschen und Frauen, sorgt für wachsende Kritik an Zahlungsanbietern wie Klarna. Wie die F.A.Z. berichtet, zeigen Ergebnisse der Überschuldungsstatistik 2023, dass fast jeder dritte von knapp 595.000 Beratungssuchenden aufgrund von Schulden bei Online- oder Versandhändlern Hilfe suchte. Die durchschnittliche Schuldenlast bei Onlinehändlern beträgt 650 Euro, wobei Frauen mit durchschnittlich 847 Euro deutlich höher verschuldet sind als Männer mit 477 Euro.
Ein Grund für die steigende Verschuldung ist die Einfachheit und Schnelligkeit des Bezahlvorgangs im Internet, insbesondere durch die „Kaufe jetzt, bezahle später“-Option. Marco Rauter von der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung Berlin Kreisverband Südost e. V. kritisiert in der F.A.Z. Zahlungsanbieter wie Klarna, die für Käufer in Vorkasse treten und lange Zahlungsfristen gewähren. Dadurch bestehe die Gefahr, den Überblick über die Zahlungsforderungen zu verlieren. Problematisch sei auch, dass die Option der Sofortzahlung auf Webseiten oft versteckt sei und die Zeit zwischen Kaufentscheidung und Kaufabwicklung minimal ist. „Ein Klick, und dann ist es passiert“, so Rauter.
Besonders junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren sind laut der Überschuldungsstatistik von Zahlungsschwierigkeiten bei Onlinehändlern betroffen. Rauter sieht in der F.A.Z. einen Zusammenhang mit dem geringen Umgang mit Bargeld, wodurch junge Menschen Schwierigkeiten haben, ein Gefühl für ihre Ausgaben zu entwickeln. Er betont die Wichtigkeit von Finanzkompetenz, insbesondere im Hinblick auf eine mögliche bargeldlose Zukunft.
Klarna reagiert auf die Kritik und betont auf seiner Webseite, dass Zahlungsverzug auch für das Unternehmen ein Misserfolg sei. Man habe kein Interesse daran, Kredite an Personen zu vergeben, die diese nicht zurückzahlen können. Klarna gibt an, die Bonität jedes Käufers zu prüfen.
Johannes Müller, Referent im Team Finanzmarkt des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, weist jedoch darauf hin, dass dies keine Prüfung der tatsächlichen Rückzahlungsfähigkeit darstellt. Er sieht in der Umsetzung der neuen EU-Verbraucherkreditrichtlinie bis November 2025 die Chance, Verbraucher, insbesondere junge Menschen, besser vor Überschuldung zu schützen. Müller fordert, dass Kreditgeber auch bei kleinen Summen und kurzen Laufzeiten die individuellen Ein- und Ausgaben prüfen. Rauter schlägt vor, die Schnelligkeit aus dem Onlineshopping herauszunehmen, beispielsweise durch eine erneute Bestätigung der Kaufentscheidung nach 24 Stunden.
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