20.10.2024
Opioidkrise und Rechtsruck in den USA Eine Analyse der Zusammenhänge

Die Opioidkrise: Ein Faktor für den Rechtsruck in den USA?

Die Opioidkrise in den Vereinigten Staaten hat nicht nur verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung, sondern beeinflusst auch die politische Landschaft des Landes. Wie die Wirtschaftswissenschaftlerin Victoria Barone und ihre Kollegin Carolina Arteaga herausgefunden haben, besteht ein Zusammenhang zwischen der Opioid-Epidemie und dem Rechtsruck in bestimmten Regionen der USA.

Purdue Pharma, das Pharmaunternehmen hinter dem Schmerzmittel Oxycontin, hatte in den 1990er Jahren eine aggressive Marketingstrategie entwickelt, um das Medikament auch für die Behandlung von nicht-krebsbedingten Schmerzen zu etablieren. Das Unternehmen konzentrierte sich dabei zunächst auf Regionen mit einer hohen Sterblichkeitsrate durch Krebserkrankungen, da dort Ärzte und Apotheken bereits mit der Verschreibung und Ausgabe von Opioiden vertraut waren.

Die Folgen dieser Strategie waren fatal. In den von Purdue Pharma und anderen Pharmaunternehmen ins Visier genommenen Regionen stieg die Zahl der Todesfälle durch Opioid-Überdosen in den folgenden Jahrzehnten deutlich an. Gleichzeitig verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation in diesen Gebieten, was zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und der Abhängigkeit von staatlichen Hilfsprogrammen führte.

Dieser wirtschaftliche und soziale Abstieg ging mit einem politischen Rechtsruck einher. Wie Barone und Arteaga in ihrer Analyse zeigen, gewannen die Republikaner in den von der Opioid-Epidemie besonders betroffenen Regionen in den Jahren 2012 bis 2020 deutlich an Zustimmung. Sie erhielten mehr Sitze im Repräsentantenhaus, mehr Stimmen bei Gouverneurswahlen und mehr Stimmen bei den Präsidentschaftswahlen von 2016 und 2020.

Die Gründe für diesen Zusammenhang sind vielfältig. Zum einen trafen die Republikaner mit ihrer Rhetorik, die die wirtschaftliche Not der Arbeiterklasse und die negativen Folgen der Globalisierung und Immigration in den Vordergrund stellte, den Nerv der Zeit in den von der Opioid-Epidemie betroffenen Regionen. Zum anderen sprachen sich die Republikaner für eine härtere Gangart gegenüber Drogenabhängigen aus und forderten eine stärkere Strafverfolgung, während die Demokraten eher auf Prävention und Rehabilitation setzten.

Auch die Medien spielten eine Rolle bei der politischen Polarisierung. Konservative Medien wie Fox News berichteten häufiger über die Opioid-Epidemie als ihre liberalen Konkurrenten und stellten das Problem oft als Folge von Kriminalität und illegalem Drogenhandel dar. Diese Berichterstattung verstärkte die Ängste der Bevölkerung und trug dazu bei, dass die Opioid-Epidemie zu einem Thema wurde, das die Gesellschaft entlang der politischen Lager spaltet.

Die Opioid-Krise ist ein komplexes Problem mit weitreichenden Folgen. Sie hat nicht nur zu einer verheerenden Gesundheitskrise geführt, sondern auch die politische Landschaft der USA verändert. Die Erkenntnisse von Barone und Arteaga zeigen, dass die wirtschaftliche und soziale Not, die durch die Opioid-Epidemie entstanden ist, zu einem Rechtsruck in den betroffenen Regionen beigetragen hat.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/suechtig-nach-trump-die-opioidkrise-rueckt-regionen-nach-rechts-110054994.html
  • https://www.vice.com/de/article/kann-europa-die-grosse-opioidkrise-noch-abwenden/
  • https://www.akweb.de/gesellschaft/usa-pharmaindustrie-opioide-epidemie-serien/
  • https://www.deutschlandfunk.de/kampf-gegen-die-opioid-krise-trump-ruft-nationalen-100.html
  • https://www.deutschlandfunk.de/chronischer-schmerz-opioid-fuers-volk-100.html
  • https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/opioid-sucht-schmerzmittel-risiken-100.html
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