19.10.2024
Outdoor-Kleidung im urbanen Alltag: Ein Trend zwischen Funktion und Mode

Messner amüsiert sich über Outdoor-Kleidung in Innenstädten

In den letzten Jahren hat sich ein bemerkenswerter Trend in den Fußgängerzonen deutscher Städte entwickelt: Immer mehr Menschen kleiden sich in funktionale Outdoor-Bekleidung, als wären sie auf dem Weg zum nächsten Gipfel. Diese Beobachtung hat die Bergsteiger-Legende Reinhold Messner auf den Plan gerufen, der mit einem gewissen Amüsement auf diese Entwicklung reagierte. Der 79-Jährige äußerte sich dazu in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf seinem Schloss Juval in Südtirol.

„Die Menschen in der Fußgängerzone sind angezogen, als wollten sie den nächsten Tag zum Everest steigen“, sagte Messner. Diese Aussage verdeutlicht, wie sehr sich die Wahrnehmung von Kleidung in städtischen Umgebungen gewandelt hat. Der Trend zur Outdoor-Kleidung ist nicht nur auf Wanderer und Bergsteiger beschränkt, sondern hat sich zu einem allgemeinen Modestatement entwickelt, das in urbanen Gebieten immer mehr Anhänger findet.

Auf die Frage, ob er ein schlechtes Gewissen habe, weil er möglicherweise selbst zu diesem Trend beigetragen habe, antwortete Messner: „Nein, habe ich nicht.“ Diese Antwort zeigt, dass der Alpinist sich nicht für die Popularität der Funktionskleidung verantwortlich fühlt, sondern vielmehr die praktischen Aspekte dieser Bekleidung schätzt. In seinen eigenen Worten trägt er viel Funktionskleidung, jedoch aus praktischen Gründen und nicht aus modischen Erwägungen.

Messner, der als erster Mensch alle 14 Achttausender bestiegen hat, wird im kommenden Monat 80 Jahre alt. Seine Karriere als Bergsteiger begann in einer Zeit, in der die Bekleidung für Bergtouren weit weniger spezialisiert war. „Bei meinen ersten Bergtouren war ich mit Schnürlsamthosen und Wollpullover unterwegs“, erinnerte er sich in einem früheren Interview. Diese nostalgischen Erinnerungen verdeutlichen den Wandel in der Bergbekleidung und deren Entwicklung hin zu hochspezialisierten Materialien und Designs.

Der Italiener hat zudem einen Werbevertrag mit einem Unternehmen, das Outdoor-Kleidung vertreibt, was seine Verbindung zur Branche unterstreicht. Dennoch bleibt er bei seiner Meinung, dass die Verwendung solcher Kleidung im Alltag oft übertrieben ist. Die Frage, ob es wirklich notwendig ist, für einen Einkaufsbummel in der Stadt in teurer Outdoor-Bekleidung zu erscheinen, bleibt offen.

Die Diskussion über Outdoor-Kleidung in städtischen Umgebungen wirft auch größere Fragen über Mode, Funktionalität und Identität auf. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Funktionalität zunehmend in den Vordergrund rücken, könnte der Trend zur Outdoor-Bekleidung auch als Ausdruck eines Lebensstils interpretiert werden, der sich mit der Natur und aktiven Freizeitgestaltungen identifiziert. Die Grenzen zwischen Freizeit- und Funktionskleidung verschwimmen, was zu einer neuen Ästhetik führt, die sowohl in der Natur als auch in der Stadt ihren Platz findet.

Insgesamt zeigt Messners amüsierte Reaktion auf diesen Trend, dass er die Entwicklung der Bekleidungsstile sowohl mit einem kritischen als auch mit einem nostalgischen Blick betrachtet. Während er die praktischen Vorteile von Funktionskleidung schätzt, bleibt er skeptisch gegenüber der Mode, die oft mit diesen Kleidungsstücken einhergeht. Diese Diskussion über Outdoor-Kleidung in Innenstädten ist ein Spiegelbild der sich wandelnden gesellschaftlichen Normen und der Art und Weise, wie Menschen ihre Identität durch Kleidung ausdrücken.

Die Beobachtungen von Messner könnten auch eine breitere Diskussion über die Rolle von Outdoor-Aktivitäten in der modernen Gesellschaft anstoßen. In einer Welt, die zunehmend urbanisiert wird, könnte die Rückkehr zur Natur und die damit verbundene Bekleidung nicht nur ein Trend, sondern ein Zeichen für ein wachsendes Bewusstsein für Gesundheit und Umwelt sein.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Messners amüsierte Sichtweise auf die Outdoor-Kleidung in den Innenstädten ein interessantes Thema aufwirft, das weit über die reine Mode hinausgeht. Es spiegelt die Verschmelzung von Funktionalität und Stil wider und regt zur Reflexion über unsere Werte und Prioritäten in einer sich ständig verändernden Welt an.

Quellen: dpa, Zeit Online, Tagesspiegel, Saarbrücker Zeitung, WNOZ, Spiegel

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