Die Diskussion um eine mögliche Zusammenarbeit mit der AfD hat in der deutschen Wirtschaft hohe Wellen geschlagen. Auslöser war die Forderung des Gründers und Investors Christian Reber, die CDU solle sich einer Koalition mit der AfD öffnen, unter der Bedingung, dass keine offenkundig rechtsradikalen Parteimitglieder politische Verantwortung übernehmen. Diese Aussage sorgte für erhebliche Kontroversen, insbesondere in der Start-up-Szene. Verena Pausder, Vorsitzende des Start-up-Verbandes, positioniert sich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 18.11.2024 entschieden gegen diese Idee.
Pausder bezeichnet Rebers Vorschlag als gefährlich und warnt davor, die AfD salonfähig zu machen. Sie betont, dass es aus ihrer Sicht keinerlei Koalition oder Kooperation mit der Partei geben dürfe. Der Start-up-Verband habe sich stets klar gegen die AfD positioniert, so Pausder gegenüber der FAZ. Diese Positionierung sei kein Sinneswandel, sondern eine konsequente Fortführung der bisherigen Linie des Verbandes. Bereits im Europawahlkampf habe man sich deutlich gegen die AfD ausgesprochen, da deren Inhalte schädlich für Start-ups und die Demokratie seien.
Pausder betont in der FAZ, dass die Aussagen Rebers und anderer Befürworter einer Zusammenarbeit mit der AfD Einzelmeinungen seien und nicht die Mehrheit der deutschen Gründerszene repräsentierten. Die zahlreichen entsetzten Reaktionen aus dem Start-up-Ökosystem bestätigten dies. Auch der Deutsche Start-up-Monitor, die größte Umfrage unter Start-ups in Deutschland, zeige, dass die AfD bei Gründerinnen und Gründern kaum Zustimmung finde. Lediglich drei Prozent der Befragten hätten angegeben, die AfD zu wählen.
Pausder warnt vor den negativen Auswirkungen einer Regierungsbeteiligung der AfD auf das deutsche Start-up-Ökosystem. Die Partei wolle Deutschland abschotten und gefährde mit ihrem antieuropäischen Kurs den Wohlstand. Die Start-up-Szene hingegen benötige einen starken europäischen Binnenmarkt und eine Kapitalmarktunion. Auch die ablehnende Haltung der AfD gegenüber qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland stehe im Widerspruch zu den Bedürfnissen der Start-ups, die auf internationale Talente angewiesen seien. Ein erheblicher Teil der Gründer und Beschäftigten in Start-ups habe einen Migrationshintergrund. Die AfD hingegen zeichne ein Bild, in dem diese Menschen nicht willkommen seien.
Obwohl Pausder Verständnis für Frustration über die Politik der Ampelkoalition äußert, sieht sie in der AfD keine Alternative. Probleme wie marode Schulen, schlechte PISA-Ergebnisse und die schleppende Digitalisierung könnten nicht durch eine rechtsextreme Partei gelöst werden. Pausder betont in der FAZ, dass das Programm und das Personal der AfD Gift für Deutschland seien.
Trotz Kritik an der Ampelkoalition räumt Pausder ein, dass es auch positive Entwicklungen für Start-ups gegeben habe. So wurde erstmals eine Start-up-Strategie der Bundesregierung entwickelt, Fortschritte bei der Mitarbeiterbeteiligung erzielt und das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft gesetzt. Auch der Wachstumsfonds, digitale Arbeitsverträge und die WIN-Initiative seien wichtige Meilensteine zur Stärkung von Start-ups.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 18.11.2024: Verena Pausder: „Das Programm der AfD ist Gift für unser Land“
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