Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Nordrhein-Westfalen ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen und liegt mittlerweile über dem Durchschnitt in Deutschland. Wie die AOK Rheinland/Hamburg berichtet, hat sich die sogenannte Pflegeprävalenz, also der Anteil der gesetzlich Versicherten mit einem Pflegegrad, im Westen Nordrhein-Westfalens seit 2017 mehr als verdoppelt. Während im Jahr 2017 noch 4,0 Prozent der Versicherten einen Pflegegrad hatten, waren es 2023 bereits 8,3 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit lag der Anteil 2023 bei 7,1 Prozent. Bayern verzeichnete mit 5,5 Prozent den niedrigsten Wert. Diese Daten stammen aus dem AOK-Pflegereport 2024, der auf Auswertungen des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WIdO) beruht.
Regional betrachtet zeigen sich innerhalb Deutschlands deutliche Unterschiede. Die Zeit (https://www.zeit.de/news/2024-12/10/viersen-hat-in-nrw-den-hoechsten-anteil-an-pflegebeduerftigen) berichtet, dass der höchste Anteil an Pflegebedürftigen im Jahr 2023 vor allem in ostdeutschen Landkreisen, aber auch in Nordrhein-Westfalen, Hessen und dem Saarland zu finden war. Spitzenreiter in NRW ist der Kreis Viersen mit einer Pflegeprävalenz von 11,3 Prozent (2017: 5,2 Prozent), gefolgt von Heinsberg mit 10,5 Prozent (2017: 4,7 Prozent) und Düren mit 9,9 Prozent (2017: 4,9 Prozent). Einen besonders starken Anstieg der Pflegebedürftigkeit zwischen 2017 und 2023 gab es in Köln und Leverkusen (jeweils um 144 Prozent), sowie in Mönchengladbach (124 Prozent) und Krefeld (121 Prozent).
Bundesweit stieg die Pflegebedürftigkeit zwischen 2017 und 2023 um 57 Prozent. In der Region Nordrhein betrug der Anstieg sogar 106 Prozent. Die WIdO-Studie zeigt, dass diese Entwicklung nicht allein mit der alternden Bevölkerung zu erklären ist. In fast allen Kreisen und kreisfreien Städten Deutschlands lag der Anteil der Pflegebedürftigen 2023 über dem Wert, der rein demografisch zu erwarten gewesen wäre. Laut Studie hätte der Anstieg bundesweit bei einer reinen Fortschreibung der Alterung nur 21 Prozent betragen. Susann Behrendt, Leiterin des Forschungsbereichs Pflege am WIdO, führt den neu gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriff, der die Voraussetzungen für einen Anspruch auf Leistungen verändert hat, als einen der Gründe an. Weitere Faktoren sind die Anzahl der Demenzerkrankungen, die Unterstützung durch Angehörige und die regionalen Strukturen.
Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, hebt die wichtige Rolle von Kommunen und lokalen Netzwerken hervor, um den Wunsch der Menschen nach Unterstützung in ihrem gewohnten Umfeld zu ermöglichen. Der AOK-Pflegereport unterstreicht die Bedeutung der Pflege als eines der zentralen Zukunftsfelder der Gesundheits- und Sozialpolitik. Die Planung regionaler Pflegestrukturen wird immer wichtiger, wobei die Abrechnungsdaten der Kranken- und Pflegekassen wertvolle Informationen liefern können.